1. Wehrlos Ausgeliefert Teil 02


    Datum: 03.11.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybougainville06

    ... Wie ein Heißluftballon stieg sie langsam empor. Sie hatte dabei aber keinen Körper, sie war nur ein Geist, ein Bewusstsein, das frei im Raum schwebte. Ein Bewusstsein erfüllt von Energie. Langsam aber stetig schwebte sie nach oben. Ließ das Grau und Schwarz der Materie unter sich. Sie kannte ihr Ziel nicht, aber sie wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. Wie Luftperlen in einem Sekt schwebten noch andere Energiebläschen mit ihr empor. Wie sie selbst leuchteten alle leicht. Doch je höher sie kamen, desto heller wurde ihr Licht. Sie blickte nach oben, da sah sie ihr Ziel. Ein Riesiges gleißend hell Leuchtendes etwas. Es war wundervoll hell, doch es blendete nicht. Von ihm ging eine Ruhe, eine unendliche Geborgenheit aus. Sie konnte nur ungläubig staunen. So etwas hatte sie noch nie gesehen und doch wusste sie, dass das ihr Ziel war. Glücksgefühle in einer bis dahin nie gekannten Intensität durchströmten sie. Sie frohlockte förmlich. Getrieben von dem Wunsch, sich mit dem strahlenden Körper zu vereinen, schaute sie nur noch nach oben. So sah sie nicht die Tentakel, die, als wäre es ein riesiger Krake, ein überdimensionaler Tintenfisch, sich ihr von unten näherten. Erst als sie schon fast auf gleicher Höhe mit ihr waren, schaute sie voll Entsetzen in die verzerrten Fratzen der Ungeheuer.
    
    Sie schrien nach ihr. „Mama, Mama!"
    
    Immer und immer wieder.
    
    Jetzt auch, „Monika, Monika!"
    
    Woher kannte dieser Krake ihren Namen. Warum sprach er mit der Stimme ihres ...
    ... Sohnes. Was sollte das alles überhaupt. Merkten die denn nicht, dass sie, sie nur störten. Doch die Fangarme ließen ihr keine Ruhe, immer näher kamen sie und sie musste schon ihr ganzes Geschick aufwenden, um ihnen auszuweichen. Dann änderten die Fangarme ihre Form. Sie Mutierten zu Greifarmen eines Roboters. Kantig, grob, stählern. Sie waren schneller und geschickter. Doch immer noch konnte sie sich eines Zugriffes entziehen. Dann wuchsen riesige Turmkrähen in die Höhe. Weit schneller als sie nach oben schweben konnte. Von oben her schwenkte ein Ausleger auf sie zu, auf dessen Spitze, ein riesiger, von ihrem Sohn gesteuerter, Roboter saß.
    
    Sofort assoziierte sich das Bild von Avantar in ihr.
    
    „Doch warum wurde er von ihrem Sohn gesteuert?"
    
    Sie konnte den Gedankengang nicht fortsetzen, denn der Arm des Roboters berührte sie. Wie ein Blitz durchzuckte sie eine nicht auszuhaltende Kraft. Alles setzte in ihr aus. Da wieder eine Berührung. Diesmal noch stärker. Eine Feuerwalze raste durch sie hindurch. Ihr gesamter Geist implodierte mit einer unvorstellbaren Gewalt. Ihre gesamte Energie wurde auf einen zentralen Punkt verdichtet und entzündete dort einen Docht. Die Weite, die Freiheit, das Licht, ihr Ziel, alles hatte sich aufgelöst. Sie fühlte sich jetzt nur noch wie ein kleines Teelicht, das auf dem Friedhof, gefangen in einer riesigen Grabampel, still vor sich hin brannte. Alles war kalt und trist um sie herum. Die Wände, die ihr Licht umgaben, waren dunkel, starr und ...
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