Zickenschlacht + Die Stellvertreterin komplett
Datum: 08.11.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... und hin sehen!“, quasi als Legitimation? Ich werde ihnen selber das Kommando geben und auch die Legitimation. Ich werde einfach auf jeden Einzelnen und jede Einzelne zugehen und ihnen die Hand geben. Genau so werde ich das machen. Rücken gerade, Brust raus und schreiten, wie eine Ballerina. Sind meine Schamlippen etwa noch rot von Andreas’ Griff? Zeichnen sich da gar noch seine „europäischen“ Fingereindrücke ab? Hoffentlich nicht. Ich kann da jetzt nicht hin sehen. Aber ich spüre, wie meine Titten und Pobacken bei jedem Schritt wippen und schaukeln. Nackt schreiten ist geil… JOHANNA!
Der Erste, auf den ich zugehe, erweist sich als schwierig und wird gleichzeitig ungewollt zum Anstößer des ersten Dominosteines, der die ganze Mauer zum Fallen bringt. Er hat sich gerade halb von mir weg gedreht und betrachtet scheinbar konzentriert einen schrägen Dachbalken. Dann richtet sich sein Blick außerordentlich interessiert nach oben, zu dem riesengroßen Glasfenster im Dach, an dessen Rand gerade eine Taube zum Kacken den Schwanz hebt. Ich strecke ihm die rechte Hand hin, aber er ignoriert sie oder er bemerkt es gar nicht.
Ich tippe ihm leicht auf die Schulter. Was folgt, ist eine kleine
Explosion. Er schreit erschrocken auf, wischt meine Hand hektisch von seiner Schulter, spürt meine Finger, fährt dann zu mir herum und starrt mich an, als stünde er der leibhaftigen Medusa von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er hatte wohl geglaubt, vom Taubenschiss getroffen worden zu sein. ...
... Dann erst kommt er langsam zu sich.
Inzwischen hatte aber eine männliche Stimme von hinten sarkastisch dazu
kommentiert: „Huch! Ne nackte Frau!“
Alle haben die Szene beobachtet und brechen in lautes befreiendes
Gelächter aus. Sie lachen, und ich freue mich darüber. Kein Albtraum. Das Eis ist gebrochen. Die ausgrenzende Mauer ist gefallen. Der Taubenfreund ergreift jetzt meine Hand, lächelt verlegen und sagt: „Tach, `Tschuldigung, ich bin der Holger.“ „Johanna, willkommen hier“ sage ich, obwohl er das ja eh schon weiß.
Die Anderen kommen jetzt von selbst auf mich zu und strecken mir die Hände entgegen. Ich komme mit Händeschütteln kaum so schnell nach und die Namen kann ich mir schon gar nicht alle gleich merken.
Ich stehe nackt und frei in einem Kreis von fremden Menschen, die mir freundlich direkt in die Augen und sonst wohin schauen und die mir ihre Hände entgegenstrecken und nicht mit Fingern auf mich zeigen. Hände waren mir schon immer lieber, als Finger. Ich fühle mich endlich richtig angenommen hier. Schon wieder bin ich einen Albtraum los. Wie viele Albträume waren das eigentlich heute, die ich hoffentlich für immer von mir geworfen habe? Das ist ja hier und heute eine richtige Psychotherapie. Die Krankenkasse hätte das bestimmt nicht bezahlt.
Nur Einer bleibt reserviert. Er sieht sehr gepflegt aus und riecht nach einem
blumigen Parfüm. Sein Name ist Björn, glaube ich. Er gibt mir nur lasch und halbherzig die Hand und dreht sich gleich wieder zur ...