1. Zickenschlacht + Die Stellvertreterin komplett


    Datum: 08.11.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... sie mitgebracht? Die beiden Süßen da?“ Dabei blickt er neugierig Grit und mich von oben bis unten an, nicht ohne an unseren Körpern bestimmte Regionen zu taxieren. Dafür habe ich einen siebten Sinn.
    
    Andreas nimmt mich bei der Hand und sagt: „Entschuldige, Jonny, das kannst du ja nicht wissen. Manne hat hier abends immer so gerne Flamenco getanzt. Das ist so eine Leidenschaft von ihr.“
    
    „Etwa nackt?“ frage ich zurück. Andreas schüttelt den Kopf.
    
    „Nein, oder besser gesagt: nicht immer. Meistens war sie nur ziemlich spärlich bekleidet, aber wenn sie gut drauf war, dann hat sie auch schon mal nur mit einem Tuch getanzt und das dann am Ende auch noch fallen gelassen. Aber du musst sie dabei nicht unbedingt vertreten, wenn du nicht willst oder nicht kannst.“
    
    Diese Frage ist jetzt auch schon überflüssig geworden. Jemand hat unten in der Bodega die Musik lauter gedreht und einen Flamenco aufgelegt. Durch den Garten klingen ein sich hoch schraubendes Gitarrensolo und danach der harte klackernde Klang von schnell geschlagenen Kastagnetten.
    
    (http://www.youtube.com/watch?v=kPhCIKFkfg4)
    
    „Tatatatak, tatatatata-tatatatack…. Heijajaaiii... Tatatatak, tatatatata-tatatatack,…, dann die Gitarre: „dodododoing-doing-doing, dodododoiiing, dododododododoiiiing“, und wieder: „tatatatack, tatatatata-tatatatck” Der Sound wird immer heißer.
    
    Grit ist schon auf den Tisch geklettert und hat den Rhythmus mit beiden ausgestreckten Armen aufgenommen. Ich glaube ja kaum, dass sie den ...
    ... Flamenco beherrscht, aber der Flamenco scheint sie zu beherrschen.
    
    „Tatatatak, tatatatata-tatatatack…. Heijajajaiii!....,
    
    Grit wirft den Kopf
    
    mit ihren halblangen schwarzen Haaren ekstatisch nach links und rechts herum, lässt ihre Arme wie Schlangen waagerecht vibrieren und stampft dazu mit den Füßen auf den Tisch. Ihre pechschwarzen Augen blitzen auf im Licht der vielen Lampen rundum, die plötzlich angegangen sind. Sie streckt ihre Linke mit abgewinkelter Hand nach oben, über ihren Kopf, nimmt schnell ihre Rechte zur Brust hin und „Ratsch!“ , genau passend und im Takt zu einem Gitarrensolo hat sie die Vorderseite ihres Kleides aufgeknöpft. Eigentlich gehört das doch gar nicht zu einem Flamenco, oder? Sie schüttelt im Stakkato des „Tatatatak, tatatatata-tatatatack“ Ihren Oberkörper und das Kleid rauscht zu ihren Füßen. „Heijajaiii!“
    
    Der Martin reißt die Augen auf und weiß nicht mehr, ob er da einschreiten oder doch lieber das Schauspiel genießen soll. Er entscheidet sich für das Letztere und bringt das Kleid vor Grits stampfenden Füßen in Sicherheit.
    
    Die Junge Frau, die schon vor uns am Tisch gesessen hatte, hat plötzlich einen großen Zeichenblock und einen Kasten mit bunten Malkreiden oder Fettstiften hinter sich hervor gekramt und beginnt begeistert, Grit zu zeichnen. Aha! Die Freunde von Andreas scheinen vom Fach zu sein. Vielleicht Kunststudenten? Ein Zweiter und dann ein Dritter tun bald dasselbe.
    
    Grit ist jedoch noch lange nicht am Ende ihrer großen Nummer. ...
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