1. Friedrichs Modelle


    Datum: 02.05.2018, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    Entschuldigen Sie bitte
    
    Was?
    
    Ich hatte gerade so schön vor mich hin gedöst
    
    in meinem wirklich wackeligen Liegestuhl in meinem wirklich wilden Garten.
    
    Hätten Sie vielleicht einen kleinen Schluck Wasser für mich? Es ist so heiß heute,
    
    ich glaube, ich komme nicht mehr weit, wenn ich nicht bald was trinken kann!
    
    Der Schleier in meinen schläfrigen Augen blinzelte mir eine Eier-Uhr-Figur vor.
    
    Eine Frau.
    
    Eine Eier-Uhr ohne schlanke Taille.
    
    Die verkalkten Härchen in meinen Ohren sagten mir,
    
    dass die Frau nicht mehr ganz so jung ist. Das Bild stimmte wieder.
    
    Ich lebe von und mit Bildern.
    
    Ich bin Maler. Der Friedrich, genannt freccipa. Freccipa, den Keiner kennt.
    
    Das Bild der Fragerin erspare ich mir. Die Augen bleiben geschlossen.
    
    Apropos Uhr: gleich 3 Uhr Nachmittags! Gut, rechtzeitig geweckt!
    
    Ich muss mich vorbereiten auf Jana, sie wollte um diese Zeit kommen!
    
    Jana ist mein Aktmodell, jetzt und heute. Jana ist 19 und sehr schön.
    
    Jung und wunderschön, na eben neunzehn! Diese Linien, diese Formen!
    
    Kommen Sie rein, die Tür ist offen, wenn Sie was finden, bedienen Sie sich!
    
    Ich kann mich noch nicht aus meinem Liegestuhl erheben.
    
    Bin noch zu dösig.
    
    Frauen finden Kühlschränke auch alleine, immer!
    
    Na, sag ich doch! Und mehr:
    
    Danke, Herr?
    
    Einfach Friedrich, nix Herr! Haben Sie was gefunden?
    
    Ja, danke! Aber.. da waren auch einige leere Flaschen drin
    
    und leere Packungen und so..
    
    Entschuldigen Sie, die habe ich ...
    ... gleich mal entsorgt, richtig?
    
    Na ja, ein Weib! Immer auf Ordnung aus!
    
    Aber Recht hat sie, ich bin ein fürchterlicher Schlampersack!
    
    Na wenn sie das restliche Chaos in meiner Hütte gesehen hat,
    
    dann weiß sie ohnehin Bescheid über mich.
    
    Die Augen sind immer noch zu.
    
    Meine.
    
    Mensch Friedrich, du holst dir ja den totalen Sonnenbrand!
    
    Was?
    
    Das ist aber jetzt eine andere Stimme! Eine junge Stimme, Janas Stimme!
    
    Na Mensch, du liegst hier nackig im Liegestuhl, mitten in der prallen Sonne!
    
    Was, nackig, wie?
    
    Wieder die ältere Stimme:
    
    Es stört mich wirklich nicht, Herr Friedrich,
    
    sonst wäre ich ja nicht ich bin Desiree, Desiree di Demiani, entschuldigen Sie...!
    
    Was ist los?
    
    Jetzt reiße ich doch die Augen auf.
    
    Ach du Scheiße! Das Chaos ist perfekt!
    
    Augen auf! Sonne blendet fürchterlich!
    
    Bunte Kreise in den Augen! Dumm gucken tue ich:
    
    Ich bin total rattennackig, mein Bauch ist knallrot, besonders in der Mitte.
    
    Es brennt! Neben mir stehen zwei Frauen.
    
    Die Eine ist Jana, mein Modell. Die Andere kenne ich nicht.
    
    So Mitte 50, klein, schlank, rothaarig und lächelt mich an!
    
    Peinlich?
    
    Eigentlich nicht. Sie lächelt sehr freundlich
    
    und hat ein nasses Unterhemd von mir in der Hand,
    
    wahrscheinlich von meiner Wäscheleine genommen.
    
    Egal woher!
    
    Getränkt in meiner Regentonne
    
    Das muss sofort gekühlt werden! Darf ich?
    
    Oh Mann, ich liebe orgastische Gefühle, aber weniger Überraschungen!
    
    Schon geschehen!
    
    Das ...
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