Insel der Scham - die Botschaftseröffnung Teil 2
Datum: 09.11.2019,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: Luftikus
„Meine Anrufe sind erledigt.“
Erika Behmkamp sprach leise und gefasst, bestimmte jedoch nicht die Situation. Es verlief anders, als vorgenommen, durch Normalität zu kontrollieren. Unwohlsein klang ungewollt in ihrer Stimme. Eine kleine Nuance, kaum hörbar, dennoch genug. Sie zeigte Unsicherheit, gab dem Wachmann ein Machtgefühl, machte sich zum Objekt seiner Begierden, die er nicht ausleben, nicht äußern durfte. Dieses durch selbstbewusstes Auftreten zu unterbinden, war ihr nun nicht gelungen. Seine Blicke verrieten es. Er stand erneut hinter seinem Schreibtisch auf, wusste nicht wohin mit seinen Augen.
Andreas Gütmer schaute nach unten, sah die Wildleder Pumps mit den schlanken Fußgelenken in schwarzen Nylons.
Sie stand vor ihm, würde sich gleich ausziehen.
Heiß und kalt durchströmte es ihn. Sein Magen pochte, drehte sich vor Erregung. Vorhin, bei den drallen jungen Frauen war es ein leichtes Kribbeln, als er die Körbe holte. Aber nun. So intensiv beherrschte ihn der Gedanke an ihre Nacktheit, dass ihm die vorgegebenen Abläufe entschwanden. Sie war anders, klug, elegant, mit Stil, für ihn schön und unerreichbar.
„Soll ich den Botschafter jetzt oder nach...“
Dem Wachmann stockten die Worte, die gelernten Formulierungen schwirrten ungeordnet in seinem Kopf. Er konnte sie nicht abgreifen. Vom Ausziehen durfte er nicht sprechen. Sein Stützgeländer der vorgefertigten Schemata brach weg. Ohne hampelte er hilflos vor der, ihm geistig überlegenen, Frau.
Leicht ...
... amüsiert beobachtete Erika Behmkamp die Reaktion ihres Gegenübers. Sie spürte die Macht der weiblichen Waffen. Deren Anwendung lehnte sie ab, legte Wert auf ihre intellektuellen Fähigkeiten, wollte sich stets durch eigene Leistung durchsetzen, statt mit den Tusneldas um männliche Beachtung zu buhlen. Ihr Habitus gab sich unterkühlt. Aber nun spürte sie diese Macht.
„Sie meinen bevor ich mich ausziehe, oder nachdem ich ohne Kleider da stehe?“
Der Satz saß, traf ihn tief ins Mark seiner Sehnsüchte. Erika Behmkamp schritt zum Regal.
„Bitte holen Sie mir den Korb herunter.“
Sie bemerkte sein leichtes Zittern in den Beinen, als er sich zum obersten Regalboden streckte. Nach Abstellen des Bastkorbes, drohten dem Wachmann vor Erregung die Beine zu versagen. Nun müsste sie ihn unter Kontrolle haben.
„Bitte drehen Sie sich um.“
Ein kühl gesprochener Satz. Ein kalter Guss. Andreas Gütmer war wieder bei sich.
„Das darf ich nicht. Haben Sie sich nicht auf unserem Internetauftritt informiert?“
Erika Behmkamps Gesicht blieb ungerührt. Sie antwortete mit leiser Ironie.
„Steht das auch in Ihrem Gesetz Nummer 7 ?“
Er verstand nicht, holte Luft, spannte die Brust, setzte zum Aufsagen an. Die junge Anwältin, schritt auf ihn zu, legte bedeutungsvoll ihren Zeigefinger auf die geschminkten Lippen.
„Bitte!“
Diese Augen. Auf der Nase mit kleinen Sommersprösschen saß der Metallrahmen einer Brille. Hinter den Gläsern sahen ihn tiefgründig ihre dunklen Augen an. Sie ...