Insel der Scham - die Botschaftseröffnung Teil 2
Datum: 09.11.2019,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: Luftikus
... stand vor ihm. Mit dem Blick der Unnahbaren vermeinte Andreas Gütmer die ersehnte Intimität zu spüren, wehrte sich im Inneren gegen sein Wissen, dass sein Wunsch ihn betrog. Er sah die Anwältin ihr Smartphone hervorholen, und lesen. Der Text besagte, dass der Wachmann die Körbe zu bewachen habe, und die Relation von Scham und Sicherheit in der Sulmavischen Kultur eine andere sei. Nach einer kaum merkbaren Reaktion des Unwillens, suchten ihre Augen erneut den Bilckkontakt.
„Was haben Ihre Eltern Ihnen zum Thema Nacktheit beigebracht?“
Er konnte sich nicht von ihren Augen lösen, zögerte mit seiner Antwort.
„Die haben mich immer mit zum FKK Strand genommen.“
Erika Behmkamp lächelte ihr Gegenüber an.
„Aber Herr Gütmer, dann wissen Sie doch, wie unbekleidete Frauen aussehen, und brauchen mich nicht so anzustarren, wie die jungen Frauen vorhin.“
Der Wachmann bewegte kurz die Lippen, stockte, wollte widersprechen, sich verteidigen, wusste nicht wie. Die junge Anwältin setzte nach.
„Wenn es Ihnen untersagt ist, sich weg zu drehen, dann tun Sie Ihre Pflicht. Aber bitte, setzen sich an Ihren Schreibtisch und schauen Sie nicht direkt zu mir rüber. Würde ich an die Körbe gehen, wäre es doch zu hören, oder nicht, Herr Gütmer ?“
Dem Angesprochenen war im seinem Vorbereitungskurs eingeprägt worden, nicht aufdringlich oder anzüglich zu wirken. Wie sollte er etwas entgegnen, ohne das zu tun?
Nun schaute sie ihn mit einem rehäugigen Blick an.
„Sie müssen doch ...
... verstehen, dass ich mich sehr unwohl fühle, wenn Sie meiner Intimsphäre so nahe kommen. Sie wissen doch bestimmt, wie man sich gegenüber einer Dame benimmt? Oder müsste ich mich in Ihnen täuschen?“
Der Wachmann setzte sich an seinen Schreibtisch und schaute das Fenster gegenüber an. Nun kontrollierte Erika Behmkamp die, ihr unangenehme Situation, ärgerte sich jedoch über ihr stilloses Verhalten. Sekretärinnen oder Kellnerinnen biedern sich so schamlos an. Wie konnte sie nur ? Sie drehte sich, den Wachmann im Blick zu behalten, schob den Korb vor sich. Unwillkürlich ließ ihn das Geräusch seinen Kopf zu ihr wenden, er sah in ihr Gesicht.
„Herr Gütmer!“
Wieder das Fenster. Stille im Raum. Er hört das leise Rascheln, als sie ihr Jackett aufknüpft, es faltet, es in den Korb legt. Unruhe steigt in ihm auf. Nein, er darf nicht, muss sich konzentrieren, den Kopf still halten. Die Bluse raschelt anders. Er versucht sich vorzustellen, wie sie in Unterwäsche aussieht.
Erika Behmkamp hatte ihre Bluse geöffnet. Die Perlenkette. Sollte sie diese ablegen? Einmal in ihrem Tennisklub verlegte sie das Familienerbstück, bekam es mit viel Glück zurück. Seitdem trug sie die Kette ihrer Urgroßmutter nur an Tagen, an denen sie sich nicht umziehen musste. Ließ sie das Erbstück in ihrer Wohnung, verschloss sie es im kleinen Safe. Undenkbar, ohne die Kette zu einer Familienfeier zu kommen, die achtete die Tradition.
Andreas Gütmer hörte nichts mehr. Nach dem ersten Rascheln der Bluse nun ...