1. Macht Geld glücklich?


    Datum: 10.11.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... versehen hatte. Ich drehte mich einmal um, als sie sich wieder weggedreht hatte.
    
    Hinter mir hatte keiner gestanden, also war ich wirklich gemeint gewesen.
    
    Sonja, die mich die ganze Zeit im Blickwinkel hatte, drehte ihren Kopf in meine Richtung und grinste hintergründig. Ich grinste zurück.
    
    Die Pause hätte noch wesentlich länger dauern dürfen, am beste über die Akte, die noch kamen. Aber es ging weiter und ich hielt tapfer durch bis zur nächsten Pause. Sonja stand mit zwei weiteren, mir unbekannten Frauen zusammen und da ich mich nicht in diese Frauengespräche einmischen wollte und sicher auch nicht sollte, organisierte ich mir einen weiteren Drink und ging etwas auf und ab.
    
    Ich vertat mir die Beine, denn das lange sitzen hatte es fast geschafft, das mir die Beine einschlafen wären. An einer der Wände hing ein altes Ölgemälde, zumindest sah es alt aus. Bei näherem Betrachten entpuppte es ich allerdings als Druck. Das konnte sogar ich erkennen.
    
    Trotzdem war es interessant und ich stand schon eine ganze Zeit davor, als ich von Links eine weibliche Stimme vernahm.
    
    "Interessieren sie sich für Kunst?"
    
    Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und sah die Frau neben mir stehen, die in der letzten Pause ihre Lippen befeuchtet hatte. Sie sah mich nicht an, sondern schaute ebenfalls auf das Bild.
    
    "Nein, das ich mich dafür interessiere wäre übertrieben, aber ich schaue sie mir gerne an", antwortete ich wahrheitsgemäß. Hätte ich etwas ...
    ... anderes gesagt, wäre wahrscheinlich ziemlich schnell aufgefallen, dass ich keine Ahnung hatte.
    
    "Und was halten sie von diesem Werk?", fragte sie mich, während ich sie von der Seite aus betrachtete.
    
    Ich sah mir das Bild wieder an und dachte dabei eigentlich an etwas anderes. Die kleinen Fältchen am Hals verrieten doch ihr Alter. Doch trotzdem sah sie eigentlich recht gut aus. Nicht so zierlich wie Sonja oder Karin und zehn Zentimeter größer.
    
    Doch dann konzentrierte ich mich wieder auf das Bild. Es war relativ dunkel und zeigte eine Schlachtszene so, wie man sich in etwa den Dreißigjährigen Krieg vorstellte. Hellebarden wurden geschwungen, Schwerter wurden gezogen. Dazwischen Pferde, zum Teil noch stehend, zum Teil gestürzt. Eines streckte seine Beine in die Höhe und begrub den Reiter unter sich.
    
    "Hmm, ziemlich brutal!", meinte ich, "und zu dunkel. Ich mag heitere Bilder, helle Farben."
    
    Die Frau lachte auf. Nicht laut, sondern unterdrückt. Sie schien sich über meine Antwort zu amüsieren.
    
    "Wenn sie einmal heitere Bilder mit hellen Farben sehen möchten, ich bin zufällig jemand, der solche Bilder im Eigentum hat. Rufen sie mich einfach an!"
    
    In diesem Moment spürte ich, wie sich ein kleiner Zettel zwischen meine Finger schob und ich hielt ihn fest. Dann ging die Frau, ohne mich weiter zu beachten.
    
    Ich hob meine Hand und betrachtete den Zettel, der eine Visitenkarte war. Darauf standen ihre Rufnummer und der Name Julia. Irgendwie kam es mir vor wie eine Begegnung ...
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