1. Das beste aus zwei Welten


    Datum: 23.11.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bytralalo

    Morph stand in der Schaltzentrale des Forschungsschiffs und sah gedankenverloren zu, wie die Sterne vorbeiflogen. Im Gegensatz zu seiner Kommandantin, Lisa, hatte er gerade keine Aufgabe zu erledigen. Während sie vor ihm sitzend scheinbar ebenfalls nur in die unendlichen Weiten starrte, kalkulierte sie die Chancen für das Erreichen eines der 4 Zielplaneten des Forschungsauftrags.
    
    Ihn interessierte das nicht. Er hatte sich wie üblich mal wieder eine Abfuhr auf einen Annäherungsversuch geholt. Weil jeder den anderen brauchte -- schließlich waren sie die beiden einzigen übrig gebliebenen Mitglieder einer ehemals 40 Mann starken Besatzung -- geschah das auf eine verständnisvolle und respektvolle, dennoch aber entschiedene Weise, die keinen Raum für Missverständnisse ließ.
    
    Er dachte an die Anfänge zurück. Damals hatte man ihn auf seinem Heimatplaneten gefunden und als hübsche Skurrilität mitgenommen. Man hatte ihn dann auf vielfältige Weise untersucht. Er wiederum hatte von den Fremden gelernt: Erst die Sprache, dann Gestik und Mimik. Heimlich, immer den Kameras abgewandt, hatte er geübt, ihre Körperform und ihr Aussehen zu imitieren. Durch hartes Training wurden seine Annäherungen immer besser und schließlich perfekt. Was noch wichtiger war: Er konnte sich immer schneller wandeln. Irgendwann entkam er seiner Zelle. Die Suche nach dem „Formwandler" blieb zunächst vergeblich, dann wurde seine Identität aber doch entdeckt. Es blieb für ihn ohne Folgen. Die Besatzung hatte ...
    ... sich durch Unfälle und eingeschleppte unbekannte Lebensformen sehr schnell dezimiert, deshalb wurde er wegen seiner hohen Intelligenz und Lernfähigkeit gebraucht.
    
    Lisa war zu Beginn noch ein Kind gewesen. Jetzt war sie eine wunderschöne Frau. Sie strahlte eine innere Schönheit aus, war warmherzig und gutmütig, humorvoll und lieb. Morph hatte sie wirklich sehr gern. Und das allerschlimmste: Morphs Drang zur Vervielfältigung war längst übermächtig. Er war schon so lange in der menschlichen Form, dass er größtenteils wie ein Mensch dachte und fühlte. Genau das machte es nicht leichter. Lisa strahlte ihre erotischen Reize mit einer Wirkung aus, die ganze Planetenbevölkerungen zum Kopulieren gebracht hätte. Leider hämmerte diese volle Wucht hier ganz allein auf ihn ein. Es machte ihn wahnsinnig, wenn sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen strich. Sein Blut kochte, wenn sie sich im Sitz aufrichtete und mit gehobenen Armen streckte, um die Müdigkeit zu treiben, weil sich dabei ihre Brüste hoben. Alles nur unbewusst, aber verheerend für den Mahlstrom verwirbelter Hormone, der seinem Körper und Hirn rund um die Uhr befahl, sich zu duplizieren.
    
    Die letzte Zurückweisung hatte er zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig war in ihm aber ein Plan gereift. Genau den wollte er jetzt umsetzen. Er näherte sich vorsichtig von hinten, sehr darauf bedacht, Lisa nicht aus ihren Überlegungen zu schrecken. Nahezu automatisch erwuchsen aus seinen Fingern Tentakel. Jetzt kam es auf Schnelligkeit ...
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