1. Aruula -Die Tiefen von Ma'bellar 06


    Datum: 13.12.2019, Kategorien: Berühmtheiten Autor: byAmberleFloyd

    ... scheiterte kläglich, doch die Barbarin maß dem keine weitere Bedeutung mehr bei, war sie sich doch im Klaren darüber, dass das menschliche Gedächtnis in Extremsituationen schon mal zu Aussetzern neigte.
    
    In ihrem Leben hatte ihr Schädel wahrlich schon genug Hiebe von Gegnern einstecken müssen oder war wie Fallobst zu Boden geknallt, dass kurze Erinnerungslücken wohl als das geringste Übel an Folgeschäden angesehen werden konnten. Was sich auch zugetragen hatte, es war nebensächlich, ihr Hauptaugenmerk galt nun ihrem jungen Gefährten.
    
    Aruula sah drei gefiederte Schnabelflügler über sich kreisen, die ihren bereits eingeleiteten Sinkflug aber wieder anhoben, nachdem sie sich gerührt hatte.
    
    Um die Aasfresser vorsorglich auf Abstand zu halten, rappelte sie sich - ihre Fäuste drohend gen blauen Himmel schwingend - auf die Knie und stand schließlich vollends auf.
    
    Mit einem wilden Kampfesschrei, der nicht weniger kehlig und kratzend, klang wie das der Tiere, verschaffte sie sich Respekt und beanspruchte das Gebiet für sich.
    
    Danach wandte sie sich mit wehendem, schwarzen Haar um und suchte die Mulde, die übersät war mit Steinbrocken und Geröll, gehetzt nach einem ihr bekannten Körper ab. Aruula schnaufte erleichtert auf, als sie Juefaan fünf Schritte von sich entfernt, nahebei eines Taratzenkadavers entdeckte. Eilig hastete sie zu ihm hin, warf sich wieder in den Sand und horchte an seiner Brust nach einem Herzschlag.
    
    Wehe dir Juefaan, tu mir das nicht an! Du bist ...
    ... nicht tot! Es ist dir untersagt! Ich verbiete es dir!
    
    Durchfuhren sie bange Gedanken, die denen ähnelten, welche sie schon einmal - und vor nicht einmal so langer Zeit - , beschlichen hatten.
    
    Aruula fühlte dies merkwürdige Déjà-vu, mit ihrem Lauschsinn horchte sie in sich hinein und forschte nach.
    
    Ihre Hände lagen auf Juefaans reglosen Leib und plötzlich zuckten für Nanosekunden Bildfragmente, Stimmfetzen und Emotionsschnipsel durch ihren Verstand. Die Heftigkeit der aufblitzenden Eindrücke überwältigten sie.
    
    Benommen schüttelte sie das Haupt.
    
    Was...? Das war zu viel auf einmal... ich muss meinem Geist Zeit geben... das wird schon wieder werden. Darum kümmere ich mich später!
    
    Aruula beruhigte ihr momentan unausgeglichenes Temperament und konzentrierte sich gänzlich auf Juefaan. Abermals presste sie eine ihrer Ohrmuscheln auf seine Brust und fühlte gleichzeitig nach seinem Puls.
    
    Da!
    
    Sie vernahm ein ebenmäßiges Pochen.
    
    Das Lebenszeichen, welches sie erhofft hatte!
    
    Gleichermaßen spürte sie das zirkulierende Blut in seinen Venen. Befreit stieß sie Atem aus ihren Lungen und setzte sich auf. Eine unsichtbare Anspannung die ihre Muskulatur befallen hatte, fiel von ihr ab. Munter klatschte sie mit der flachen Hand gegen Juefaans Wangen, bis sie sich schwach rot färbten und er endlich die Augen aufschlug.
    
    „...ula...? Heeey...aaa-au!", nuschelte er mitgenommen und verzog gequält die Miene.
    
    „Aufwachen, großer Taratzentöter! Die Welt der Lebenden erwartet ...