1. Die Chefin Teil 01


    Datum: 19.12.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byFiesdom

    Mir war klar, dass ich dabei war etwas tun würde, was meine ganze Karriere beenden und mich sogar ins Gefängnis bringen konnte. Ich tat es nicht einmal weil ich das Geld wirklich nötig hatte. Es war vielmehr der Reiz des Verbotenen, Langeweile, eine Laune. Und ich war mir absolut sicher, dass keiner mir auf die Schliche kommen würde. Die Informationen über die Angebote der Wettbewerber druckte ich von einem fremden Rechner aus, der Briefumschlag war neutral, keine Fingerabdrücke und das Geld hatte ich in einem abgelegenen Papierkorb deponieren lassen, den ich lange observierte bevor ich es schliesslich holte. Daher sass ich schliessloch Abends zufrieden auf meinem Sofa und trank ein Glas rotwein und freute mich über das spannende Abenteuer.
    
    Mit 39 Jahren war ich eine erfolgreiche Abteilungsleiterin eines grossen Maschinenherstellers und verantwortlich für das internationale Marketing. Beruflich lief alles prima, nur privat war ich seit längerem getrennt. Und das kleine Abenteuer hatte mir richtig gut getan. Der Anbieter würde den Zuschlag bekommen und ich war nicht mal am Entscheidungsprozess beteiligt.
    
    3 Tage später musste ich allerdings feststellen, dass ich einen entscheidenden Fehler begangen hatte. Ich hatte den meinen Memorystick lieben lassen und der Finder hatte an Hand der anderen Dokumente leicht feststellen könnten, wem der Stick gehört. AUsserdem konnte man unter „Eigenschaften" des Dokumentes meinen Namen als Ersteller finden.
    
    Der Brief, den ich am ...
    ... Abend in meinem Briefkasten fand konfrontierte mich klar und nüchtern mit diesen Feststellungen. Der Schock sass tief. Für mich war es doch einfach eine Laune gewesen, die niemandem wirklich schaden würde. Die Firma würde ihre Leistung zu einem guten Preis bekommen. Aber ich war Realist genug, dass kein Richter dieser Welt meine Einschätzung teilen würde.
    
    Als Zeichen, dass ich an einer Lösung ohne Direktion und Polizei interessiert wäre, sollte ich am anderen Tag eine weisse Bluse ohne Blazer tragen.
    
    Natuerlich war ich interessiert und zunächst einfach nur froh, dass ich die Chance hatte mit dem betreffenden zu reden. Es würde sich auf jeden Fall eine Lösung finden. Geld war immer eine Lösung.
    
    Daher betrat ich die Firma am anderen Tag mit einem mittellangenRock und einer weissen Bluse. Trotz aller Zuversicht war ich nervös. Es ging um viel und der Umstand, dass ich nicht wusste wer mich erpresste, derjenige aber sofort erkennen konnte, dass ich bereit war mir ihm zu reden, machte die Sache nicht einfacher.
    
    In meinem Büro musste ich mich zwingen die notwendigsten Aufgaben zu erledigen. In der Mittagspause ging ich wie normal in die Kantine. Spätestens jetzt konnte der Erpresser sehen, dass ich eine weisse Bluse trug und damit bereit war mit ihm zu sprechen.
    
    Ich konnte nichts anderes tun als abwarten. Nach dem Essen ging ich schnell in mein Büro zurück. Auf meinem Schreibtisch lag ein Briefumschlag. Ich war etwas verwirrt, da ich von einem direkten Gespräch ...
«1234»