Karibik (8)
Datum: 26.12.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... mehreren Versuchen. Aber nach einer Stunde und zwei weitern Ausfällen gab auch die Batterie auf und wir konnten den Diesel nicht mehr anwerfen. Ende? Nein!
„Demmi und Björn, ihr seid jetzt beide meine Segelcrew. Ihr seid die einzigen hier, die etwas vom Segeln verstehen. Björn, du bleibst im Cockpit und hältst den Kurs gegen den Wind. Kurs Südwest, damit wir von dem Hurrikan wegkommen. Demmi, du klarst mit mir das Focksegel auf und wir versuchen damit Fahrt zu kriegen. Wir kreuzen mit der Fock hart am Wind. Achtung Björn, du musst ganz genau auf das dreieckige Segel vorn achten. Wenn es Wind fasst, dann lege die „Swallow“ hart schräg gegen den Wind, bis sie sich ungefähr 60 Grad zur Wasserfläche neigt. Nicht mehr! Wenn es mehr wird, dann wirfst du das Steuer herum und rufst: „Re!“. Wir werden dann die Fock auf die andere Seite überholen und schräg in die andere Richtung Fahrt aufnehmen, bis es wieder 60 Grad Neigung sind. Aber immer hart am Wind. Ohne Fahrt versagt das Steuer. Ok, Björn? Komm, Demmi, es wird hart, aber nicht unmöglich.“
Wir machten es genau so, wie Mike es gesagt hatte. Mike bediente die Backbordschotleine und ich die Steuerbordschotleine. Immer, wenn von Björn das „Re!“ kam, musste derjenige von uns, der auf der Leeseite stand, also auf der windabgewandten Seite, die Schot straff holen und die Leine über einer Rolle an der Bordwand festziehen, so dass sich das Segel straff mit Wind füllte. Das ging auch mehrere Male gut. Einmal aber hatte Björn ...
... wohl das Steuer zu hart, zu weit umgelegt und die „Swallow“ stand fast quer zum Wind. Mike kriegte sofort mit einem harten Schlag den vollen Winddruck auf seine Schotleine und wurde über Bord gerissen.
Das ging so schnell, dass ich es erst mitbekam, als Mike bei der nächsten Wende auf einmal nicht mehr da war. Dann bekam ich einen mächtigen Schreck. „Mike! Wo bist du?“ Dann sah ich auch schon auf dem nächsten Wellenberg seine leuchtend rosafarbene Schwimmweste im Wasser. Ich konnte gar nicht erst lange mehr überlegen. Ich zog an dem Slipstegknoten, mit dem das Schlauchboot am Mast befestigt war, behielt die Leine in der Hand und sprang ins Wasser. Das Segel hörte ich zuletzt noch heftig knattern, dann hörte ich nur noch Wellen und Wind rauschen und pfeifen. Ich zog mich an der Leine ins Schlauchboot und begann, mich überall nach Mike umzusehen. Immer wieder einmal sah ich ihn auf einem benachbarten Wellenberg auftauchen, dann war er aber auch schon wieder weg. Dabei entfernten wir uns immer weiter von der „Swallow“. Dort hatte Björn in seiner Not den Treibanker ausgeworfen, wie ich später erfuhr. Das war dann auch die einzige Rettung für die „Swallow“.
Ich steckte die beiden Ruder in die Gummi-Ösen und paddelte mich mühsam an Mike heran. Endlich waren wir dann auch beide im gleichen Wellental und er konnte mich sehen und meine Rufe hören. Mühsam paddelten wir aufeinander zu und ich konnte ihn endlich ins Boot ziehen. Es schien mir eine ganze Ewigkeit zu dauern. „Mike! ...