Karibik (8)
Datum: 26.12.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... Gottseidank, du lebst noch!“ „Mensch, Demmi! Du bist ja eine richtige Seefrau. Wie bist du nur so schnell darauf gekommen? Das hatten wir doch nie trainiert?“
„Manchmal denke ich auch ein klein wenig mit, Mike, auch wenn du mir das ja niemals zutraust. Aber zugegeben, diesmal war es einfach nur ein Reflex. Ich habe nicht viel nachgedacht, dazu war gar keine Zeit.“
Die ganze Nacht hindurch wurden wir von Sturm und Wellengang durchgeschüttelt und das Boot war auch immer wieder voller Wasser, so dass wir schöpfen mussten. Als die Sonne aufging, war der Sturm aber schon vorübergezogen. Das Meer war ganz ruhig, so als wäre nichts gewesen. Die große runde weiße Wolke konnten wir noch in Nordwesten am Horizont erkennen. Das Notfunkgerät funktionierte nur zum Teil. Die Sprechgarnitur war voller Wasser und ging nicht mehr. Mike konnte nur noch mit der Sprechtaste morsen, aber das Morsealphabet hatte er nie richtig gelernt, weil ihm das überflüssig erschienen war. Er versuchte aber trotzdem, ein SOS abzusetzen, ohne viel Hoffnung. Doch wir hatten Glück!
Am Abend sichteten wir endlich ein Boot, auch eine Yacht, ähnlich der „Swallow“ aber etwas kleiner und ohne Mast. Mike zündete sofort drei rote Signalraketen aus dem wasserdicht verschweißten Seenotpäckchen. Die Yacht hielt mit Motorkraft genau auf uns zu und nahm uns an Bord. Gerettet! Ich war hundemüde und fertig. Bevor ich mich an Bord lang hinlegte und einschlief, sah ich noch, dass Mike plötzlich jemanden mit vor Schreck ...
... geweiteten Augen ansah. Dann schlief ich ein wie ein Stück Blei.
Ein Schwall kaltes Wasser holt mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
„Komm Frau, dein Typ ist gefragt. Der Käpt`n will dich sehen!“
Der da spricht, ist ein Mann, den ich nicht kenne. Er trägt ein schwarz-weiß gestreiftes Trikot, schmutzigweiße Hosen und hat einen schwarzen Vollbart im Gesicht.
Scheint ein ziemlich rauer Typ zu sein. Jedenfalls packt er mich rabiat an einem Arm, reißt mich hoch und zerrt mich grob nach achtern. Dann stößt er mich rücksichtslos durch die angelehnte Tür in die Heckkajüte der Yacht. Da drin sitzt eine lange schlaksige Gestalt mit einem Revolver in der Rechten.
„Na so was? Wen haben wir denn da? Mikes neue rote Flamme? Einen komischen Geschmack hast du ja, Mike, mein Alter. Die sieht ja aus, wie eine Flaschenbürste um die Haare, so was Struppiges! Und dann auch noch diese lange spitze Nase. Aber immerhin, feurige Augen hat sie, und eine ganz passable Figur scheint sie ja auch zu haben, da unter dem Ölzeug. Runter mit der Jacke, Tom, mach sie mir mal frei!“
Das grobe bärtige Raubein hält mich von hinten immer noch hart an den Oberarmen gepackt, und reißt mir jetzt die neonfarbene Öljacke herunter. Meine Gedanken rotieren verwirrt und noch immer bin ich nicht ganz wach. ‚Wo bin ich hier? Wer sind diese Leute? Wer ist dieser schmierig grinsende heisere Kerl? Und woher kennt der denn auch noch Mike? Wo ist überhaupt der Mike?’
Dann sehe ich ihn. Mike sitzt links von ...