Out of Africa - Teil 01
Datum: 13.01.2020,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byWespe
... ertragen."
Jetzt musste Julia schmunzeln.
"Es ist für DICH schwer zu ertragen? Du bist goldig, Tante Hedwig!"
Es war der alten Dame nicht unangenehm, dass Julia ihretwegen lachen musste.
Im Gegenteil. Sie hatte noch einen anderen Punkt, über den sie mit ihrer Nichte reden wollte und so kam es ihr recht gelegen, dass die Stimmung für einen Augenblick aufgelockert wurde.
"Julia?", fragte sie jetzt ernst. „Sag mir, warum sprichst auch du über die Afrikaner in so abfälliger Weise?"
Julia stutzte. Eine steile Falte entstand auf ihrer Stirn, wie immer, wenn sie angestrengt über etwas nachdachte.
"Tue ich das? Ich dachte eigentlich immer, ich bin freundlich zu den Leuten."
"Ja, das bist du sicher. Viel freundlicher jedenfalls als John und seinesgleichen. Aber es gibt auch für dich keinen Grund, sie Kaffer zu nennen oder Nigger."
Als Julia schwieg, sprach Hedwig weiter:
"Ein Sklavenhalter sagt gerne: ‚Ich gebe diesen Affen Essen und Trinken. Durch mich haben die erst ein Leben. Wir tun Gutes, damit die Lesen und Schreiben lernen oder zivilisiert werden. Und dennoch können die Schwarzen in ihrem eigenen Land nicht leben, auf Grund der Weißen. Wir sind es, unsere Rasse, die ihnen das Elend erst gebracht haben.
Seit die ersten Siedler am Kap gelandet sind, konnte sich die afrikanische Bevölkerung nicht weiter entwickeln. Sie wurden zu Sklaven, Tagelöhnern, Billiglohnarbeitern.
Ich weiß, viele der Schwarzen sind alkohol- oder drogensüchtig, an Aids ...
... erkrankt. Aber verwundert das wirklich? Ihnen wurde systematisch der Sinn des Lebens geraubt. Ihre Familien wurden auseinander gerissen, als man die Männer zwang, jahrelang für einen Hungerlohn in den Mienen der Weißen zu arbeiten, weit weg von ihrem Zuhause.
Ihre Kulturen wurden zerstört, angefangen bei den Missionaren, welche gemeinsam mit den ersten europäischen Siedlern quer über den afrikanischen Kontinent zogen, um das Christentum zu verbreiten.
Es ist für diese bedauernswerten Menschen nahezu unmöglich, aus diesen Teufelskreisen heraus zu kommen."
Julia hatte sich aufmerksam auf Hedwigs Worte konzentriert. Nun trank sie mit Bedacht einen großen Schluck ihrer Limonade und antwortete dann:
"Tante, ich gebe dir Recht, in Afrika ist viel Unrecht geschehen. Die Weißen haben viel Schuld auf sich geladen und tun es bis heute, allein durch die Ausbeutung der Bodenschätze und den Waffenlieferungen, die nur Diktatoren und deren Grausamkeiten unterstützen.
Aber stell dir doch mal vor, was geschehen würde, wenn von heute auf morgen alle Weißen das Land verlassen würden. Südafrika würde es noch dreckiger gehen, als es jetzt schon der Fall ist.
Bereits heute ist die Nahrungsmittelproduktion stark reduziert, nachdem ein Drittel der weißen Farmer von ihren Plantagen verjagt oder getötet wurden.
Du kennst noch die Worte unserer Vorfahren, die hier angefangen haben, Steppe in fruchtbares Land zu verwandeln: ‚Dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das ...