1. Out of Africa - Teil 01


    Datum: 13.01.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byWespe

    ... Brot', sagten sie damals!
    
    Man kann nicht ein Unrecht mit einem anderen Unrecht wieder gutmachen.
    
    Die Wunden der Versklavung heilen nicht dadurch, dass Weiße abgeschlachtet oder vergewaltigt werden.
    
    Welchen Ausweg willst du den Buren in Afrika anbieten? Still und leise verrecken? Wo ist da bitte die Humanität, die Gerechtigkeit?"
    
    Hedwig schaute Julia mit liebevollem Blick an. Ihre knorrige alte Hand griff nach Julias Arm und hielt ihn fest.
    
    "Nein, es ist natürliche keine Lösung, sich abschlachten zu lassen, wie Vieh. Aber ich meine, jeder kann in seinem eigenen kleinen Leben ein wenig dazu beitragen, dass die Verständigung zwischen Schwarz und Weiß besser wird. Du kannst Gutes tun, die Menschen versuchen zu begreifen, ihnen im Kleinen helfen.
    
    Schau dir Anna an. Sie arbeitet den ganzen Tag wie ein Pferd. Schweigend putzt und wäscht und kocht sie für euch. Hast du sie jemals gefragt, ob sie ihre Familie vermisst, die sie nur einmal im Jahr sehen kann? Hast du ihr schon einmal Hilfe angeboten, zum Beispiel wenn sie schwer tragen muss? Das wäre ein Anfang, Julia.
    
    Oder Joseph. Hast du ihn jemals gefragt, ob er einen anderen, einen afrikanischen Namen hat? Glaubst du ernsthaft, dass ein Schwarzer aus Simbabwe von seinen Eltern „Joseph" genannt wurde? Die Regierung hat sich während der Apartheid einfach angemaßt, den Leuten neue, englische Namen zu geben. Ist das humanitär? Menschlich?
    
    Hast du mit ihm auch nur einen privaten Satz seit dem Überfall ...
    ... gesprochen? Hast du ihm gesagt, dass du dankbar warst, als er dir eine Decke brachte, um deine Blöße zu verhüllen? Nein? Dann solltest du das tun! Er hätte andere Möglichkeiten an diesem unseligen Tag gehabt. Und er hat von nicht einer einzigen Gebrauch gemacht!"
    
    Julias Gesicht wurde schlagartig von tiefer Röte überzogen.
    
    Sie schluckte schwer, hatte wieder mit den Tränen zu kämpfen.
    
    "Hedwig, glaubst du wirklich, dass es für mich an diesem Tag irgendeine Rolle gespielt hätte, wenn auch er mich noch genommen hätte? Die haben mich einfach kaputt gefickt!
    
    Und Joseph? Was geht es mich an, was für einen Namen ihm seine Mutter in Rhodesien gegeben hat? Die kann doch sowieso niemand aussprechen!"
    
    Hedwig atmete schwer.
    
    "Damals mag Joseph für dich nicht von Belang gewesen sein. Da stimme ich dir zu.", entgegnete sie ruhig. „Aber wie sieht es heute aus? Du schaust den Jungen kaum noch an. Redest nicht mit ihm. Und das, obwohl du, wenn du endlich bereit wärst zu erkennen, was für ein aufrichtiger Mensch Joseph ist, dir darüber klar werden müsstest, dass du hier einen Freund hast. Einen wahren, ehrlichen Freund! Aber genau das erlaubst du dir nicht, weil er schwarz ist, ein Nigger, ein Kaffer! Das ist absurd, meine Liebe. Du bist einsam hier, hast keine Freunde, kaum Bekannte, mal von deiner Kirchengruppe abgesehen. Und Joseph? Er ist täglich hier auf der Farm. Aber du ignorierst ihn, weil er eine andere Hautfarbe hat als du. Weil sein Haar anders wächst als deines, seine Lippen ...
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