1. Out of Africa - Teil 01


    Datum: 13.01.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byWespe

    ... voll und aufgeworfen sind, seine Nase platter und breiter ist, als die eines europäischen Mannes."
    
    Hedwig trank tief atmend einen Schluck Tee. Sie wusste, was sie Julia jetzt sagen würde, könnte in einem Fiasko enden, weil sie Grenzen überschreiten würde. Aber sie musste es tun, wollte und musste es. Auch wenn sie schon über 70 Jahre alt war, blind konnte sie ihre Augen nicht nennen.
    
    "Schau dir seinen Körper an! Joseph ist schön! Sind dir nie diese wunderbaren, schneeweißen Zähne aufgefallen? Nie seine runden Schultern? Die langen, ausgeprägten Muskeln seiner Arme? Der flache Bauch mit dem austrainierten Sixpack? Sein V-Kreuz? Die schmale Taille, der kleine feste Hintern?"
    
    "Tante Hedwig!!!", rief Julia jetzt zornig. Ungehalten war sie von ihrem Sessel aufgesprungen. „Nun ist es genug! Joseph ist unser Gärtner. Er ist ein Schwarzer ... ein Kaff ... ein Schwarzer eben! Erwartest du, dass ich mich ihm an den Hals werfe, weil meine Ehe am Ende ist und er die Güte hatte, mich nicht zu vergewaltigen, als er die Möglichkeit dazu hatte? Du gehst eindeutig zu weit!"
    
    Hedwig trank schweigend einen weiteren Schluck Tee. Dann schaute sie in den gepflegten, üppig blühenden Garten. Sie wollte Julia Gelegenheit geben, ihre Emotionen wieder zu kontrollieren.
    
    "Nein, das erwarte ich natürlich nicht! Ich wollte dir lediglich die Augen öffnen und dich darauf hinweisen, dass dein Leben gar nicht so einsam und trist sein müsste, würdest du erkennen, dass du mit warmherzigen, gütigen ...
    ... Menschen umgeben bist, auch wenn diese eine andere Hautfarbe haben."
    
    "Das habe ich zur Kenntnis genommen. Danke!", rief Julia kalt und verließ ohne ein weiteres Wort die Veranda.
    
    ***
    
    Als es Nacht wurde auf Droekraal, hatte John mit seinen beiden Begleitern Christiaan und Arend ein Lager aufschlagen. Die beiden Männer waren seine nächsten Nachbarn. Man teilte sich die Arbeit an den Weidezäunen, aber somit auch die Sorgen wegen des Gepards. Während des Nachmittags hatten sie nach Spuren und Kot der lästigen Großkatze gesucht. John war mit dem Buggy vorausgefahren, während ihm seine Freunde mit den Pferden folgten. Nach Stunden hatten sie am nördlichen Ende der Farm frische Abdrücke im Sand gefunden und ihre Fallen aufgestellt. Sollte der Gepard nicht in einer von ihnen gefangen werden, wollten die drei Männer in den nächsten Tagen mit tödlichen Schüssen ihrer Gewehre einen Schlussstrich ziehen und das Leben dieses Tieres auslöschen.
    
    Nach dem kargen Abendessen, das sich die Drei über dem kleinen Lagerfeuer aufgewärmt hatten, ging eine Flasche selbst gebrannter Hakkiesdraad von Hand zu Hand. Wie viele Buren, liebten auch John und seine Freunde diesen hochprozentigen Mampoer.
    
    John schnaufte abfällig, als er daran dachte, wie Hedwig dieses Wunder aus Amarula-Früchten, Lychee und Ananas, einmal ‚Obstbrand' genannt hatte.
    
    Die Männer genossen für eine Weile schweigend den blutroten Sonnenuntergang, die warme Nacht und den Duft blühender Bäume und Sträucher, welchen ...
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