London Calling 02
Datum: 28.03.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: byplusquamperfekt
... Jeans-Rock an. Darunter befand sich nur das, was sie so anpries. Was für ein Luder.
„Komm morgen wieder hierher. Alleine und unbewaffnet. Dann zeige ich dir die anderen Seiten von dir, die du noch nicht kennst."
„Ich weiß nicht."
„Oh doch, du weißt. Und du wirst es dir bis morgen um vier Uhr vorstellen. Wage nicht deine Palme zu wedeln. Alles, was du in den nächsten vierundzwanzig Stunden produzierst, ist meins."
„Na, da ist aber jemand richtig von sich selbst überzeugt." „Gar nicht mal. Aber ich weiß, dass ich dich überzeuge. Du kannst es schon gar nicht mehr erwarten, nicht wahr? Fass doch noch mal zum Abschied an, oder besser: Küss das Objekt deiner Begierde. Danke schön. Und jetzt bringt mal schön die beiden Kleinen in ihr neues Zuhause und seid gut zu ihnen."
Wir gingen zurück ins Wohnzimmer. Als wir uns verabschiedeten, kriegte Sara doch noch einen Spruch von ihr.
„Schätzchen, du musst dich langsam mal entscheiden, sonst schnappt ihn dir jemand weg."
Sara starrte sie verblüfft an.
„Was meinst du? Wir ... wir sind Freunde."
„Ja, vielleicht glaubst du's ja auch wenn du's dir und anderen oft genug erzählst. Sei doch nicht so feige. Tschüss. Nett dich kennengelernt zu haben."
Sara schwieg betroffen. Erst auf der Busfahrt äußerte sie sich dazu.
„Was hast du ihr denn von uns erzählt?"
„Gar nichts. Sie hat ... eine eigenartige Begabung."
„Was meinst du?"
„Sie fühlt sich in Leute hinein, irgendwie."
Sie sah angestrengt aus dem ...
... Fenster, als gäbe es dort irgendeine Sensation zu erhaschen.
„Vielleicht klappt das ja nicht immer gleich gut", meinte sie nach einer langen Pause.
„Ja vielleicht."
Wir beeilten uns, das Gespräch auf die Kätzchen und mögliche Namen für sie zu lenken. Wir einigten uns darauf, dass ich mir einen Namen für den Kater und sie für die Katze aussuchen würde. Ich entschied mich für Oberon. Unser Kätzchen würde Agatha heißen.
Sie schienen ihre Mutter nicht sonderlich zu vermissen und freundeten sich schnell mit uns an. Oberon hatte rot-weißes Fell, Agatha war ein grau-schwarzer Tiger. Es gab spezielle Nahrung für Kätzchen in dem Alter, und ich schoss los, um diese zu besorgen.
Auf dem Rückweg ging ich in den nächsten Falafel Laden. Die Falafels in Stamford Hill waren unglaublich gut. In dem Laden war ich auch vorher schon mal gewesen. Im Gegensatz zum vorherigen Mal stand diesmal eine alte Frau hinter den Tresen. Als sie mir die Tüte über den Tresen reichte, fiel mein Blick auf ihr Handgelenk. Eine sechsstellige Nummer war dort eintätowiert. Eine KZ-Überlebende. Eine Welle von Scham und Schuld schlug über mir zusammen.
In meinem Fall hatte der Geschichtsunterricht gewirkt. Hatte die KZ-Besichtigung in Buchenwald bei unserer Abi-Fahrt in die damalige DDR das Gefühl der nationalen Schuld erzeugen können, das immer noch vorhielt. Ich erinnere mich noch an den unglaublichen Zynismus der Torinschrift beim Eingang in dieses Lager des Grauens: Jedem das Seine.
Unsere Blicke ...