1. London Calling 02


    Datum: 28.03.2020, Kategorien: BDSM Autor: byplusquamperfekt

    ... trafen sich. Ich bat sie innerlich um Vergebung für alles, was mein Volk ihr angetan hatte. Ihr mildes Lächeln war wie eine Absolution. Die Geschichte brachte mich ganz hübsch durcheinander. Vor allem, weil sie in eine Kerbe schlug, die eh schon offen war. Ich hatte richtige Gewissensbisse wegen der Geschichte mit Chris. Ich paddelte wie ein Ertrinkender in einem Meer von Scham und Schuld. Ich war mir einigermaßen sicher, dass ich mich in Chris nicht verlieben würde. Und dennoch wurde ich von ihr angezogen, wie von einem Magneten.
    
    ***
    
    Pünktlich um vier stand ich vor ihrer Tür. Hinter mir lagen eine schlaflose Nacht und ein paar unruhige, erschöpfte Dämmerzustände am Morgen. Sie öffnete mir ohne das erwartete triumphierende Lächeln.
    
    „Schön, dass du da bist. Komm mit."
    
    Sie zog mich an meiner Hand in ihr Zimmer, das im obersten Stockwerk lag. Ihre Ruhe und Gelassenheit irritierten mich, ohne dass ich hätte benennen können, warum. Ihr Zimmer war sehr geräumig und aufgeräumt, ein großes Bett mit geschmiedetem Eisengestell, eine kleine Sitzecke mit einem Zweisitzer-Sofa und zwei Sesseln, ein großer verspiegelter Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit einem Apple Computer, die zu dieser Zeit noch etwas exotisch und elitär auf mich wirkten. An den Wänden Aquarelle und Zeichnungen. Sehr viele und zum Teil sehr große Pflanzen. Nicht ein einziges Buch.
    
    Man sagt, dass die Einrichtung eines Raumes viel über den Bewohner aussagt. Ich wusste ja noch nicht viel über sie, aber ...
    ... hier hatte ich eindeutig das Gefühl, dass es nicht passte, der Raum nicht im Mindesten ihre Persönlichkeit reflektierte. Wir setzten uns in die Sitzecke. Sie verschwand, um uns einen Tee zu machen. Es war sehr still im Haus.
    
    „Was machst du eigentlich, beruflich meine ich?" fragte ich sie teeschlürfend nach ihrer Rückkehr.
    
    „Ich hab ein Geschäft von meinem Vater geerbt, der vor zwei Jahren verstorben ist. Da ich mich weder dafür interessiere, noch irgendein Talent besitze, das ich dort einbringen könnte, habe ich einen Geschäftsführer eingestellt, der es für mich am Laufen hält. Das Haus hier ist auch meins. Beides wirft genug ab, um angenehm davon leben zu können."
    
    „Sorry, tut mir leid mit deinem Vater. Und deine Mutter?"
    
    „Lebt im Lake-Distrikt. Wieso interessiert dich das alles?"
    
    „Ich werde irgendwie nicht aus dir schlau."
    
    „Mach dir nichts draus. Wie ich im „normalen" Leben bin, spielt für unsere Beziehung eigentlich keine Rolle. Wie gefällt den beiden Kleinen ihr neues Zuhause? Ich hab heut Morgen übrigens die letzten beiden weggegeben."
    
    „Richtig gut. Ich hab das Futter besorgt, das du uns empfohlen hast und sie benutzen auch schon die Kiste."
    
    „Das freut mich. Wie du siehst, klappt es meist mit meiner Erziehung. Und nicht nur bei Katzen ... was ist mit dir? Du wirkst bedrückt. Zuviel Wahrheit gestern? Die Italienerin?"
    
    Ich musste erst einen Kloß im Hals herunterschlucken.
    
    „Auch. Ich bin hier, um mich von dir zu verabschieden. Ich hab fast die ...
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