London Calling 02
Datum: 28.03.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: byplusquamperfekt
... kann. Dass erniedrigt zu werden eine Befreiung von maßloser Selbstüberschätzung ist... dass es gerade die Brüche und Kanten sind, die uns definieren, nicht das Glatte, Aufgesetzte, hinter dem wir uns so gerne verbergen."
Ich seufzte. Vielleicht hatte sie mit alldem Recht. Vielleicht kannte sie mich wirklich besser, als ich mich selbst. Vielleicht war es gerade das, was mich zu ihr hin drängte.
„Du solltest Psychologie studieren."
„Wozu? Ich richte so schon genug Schaden an."
Das klang nicht flapsig. Sie meinte das so. Und jetzt? Änderte das alles etwas an meiner Entscheidung? Hatte sich für mich irgendetwas geklärt? Ich war eher noch verwirrter und verunsicherter. Eines aber fühlte ich sehr deutlich: Das war kein Psycho-Spiel, sie versuchte nicht, mich zu überzeugen, oder zu brechen, oder gefügig zu machen. Sie zeigte mir einfach auf, dass ich eine Wahl hatte, was diese involvierte und dass ich sie alleine treffen musste.
„Jetzt weiß ich wieder überhaupt nicht, was ich tun soll."
„Ja, ich weiß. Ich kann dir nicht helfen. Ich kann dir nur eine ehrliche Beziehung anbieten."
„Es tut mir leid ... zu viel Input. Ich muss das alles erst einmal verarbeiten."
„Ich lass dich mal in dem Glauben."
Den Satz verstand ich nun gar nicht.
„Wie? Was meinst du? Es ist keine rationale Entscheidung, oder was?"
„Oho. So langsam fällt doch der Groschen."
Ihr Spott verletzte mich nicht. Überhaupt, vor ihr hatte ich nicht die mindeste Angst, im Gegenteil. Ich ...
... hatte das Gefühl, dass sie mir Schmerzen zufügen konnte, ohne mir weh zu tun. Warum? Und was wollte sie wirklich von mir?
„Warum bist du eigentlich an mir so interessiert? Warum hast du es nicht bei unserer geilen, aber bedeutungslosen Begegnung belassen? Warum hältst du mir den Spiegel vors Gesicht, was ist dabei für dich drin?"
„Den Spiegel vors Gesicht ... das hast du schön gesagt. Um bei dieser Metapher zu bleiben, weil ich mich selbst sehe, wenn ich dich anschau. Du bist mein Spiegelbild. Du hast dasselbe Potential, dich vollständig in einer Sache zu verlieren. Du bist empfindsam, aber innerlich unglaublich stark. Du kannst einstecken und austeilen, aber du würdest mir nie wirklich wehtun. Ich vertraue dir. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass mir das als Basis genügt, mich mit dir einzulassen. Dass ich nur jemanden will, mit dem ich meine Lust und Leidenschaft ausleben kann. Du glaubst immer noch, dass du mehr brauchst, die perfekte Beziehung, mit Liebe und Vergebung und dem Ritt in den Sonnenuntergang."
„Na, dann weißt du ja wenigstens, was du willst. Dafür beneide ich dich."
„Jetzt mach hier nicht auf Jammerlappen. Das bist du nicht. Und soll ich dir noch was sagen? Du fickst wahnsinnig gut. Du hast ebenfalls Ansätze zur Empathie. Was mich an dir reizt, ist die Grenzenlosigkeit der Möglichkeiten, die wir zusammen erforschen könnten. Die Aussicht auf Sex, der alles sprengt, was ich bisher erlebt habe. Scheiße, ich werde ja schon beim Gedanken dran ...