1. Live Your Life with Grace Teil 02


    Datum: 06.04.2020, Kategorien: BDSM Autor: bysurenda

    Teil 2 ist die Fortsetzung von "Live Your Life with Grace". Sie baut auf dem ersten Teil auf, daher bitte mit "Live Your Life with Grace" beginnen.
    
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    II
    
    Die Einsamkeit gibt einem Freiraum für Ungewöhnliches. An einem herbstlichen Nachmittag, dessen bunte Blätterfarben gegen die Ägide der Nacht ankämpfen, führt mich ein ausgedehnter Spaziergang auf eine höhergelegene Lichtung außerhalb der Stadt. Es gibt einen verwaisten Spielplatz, ein zirkuszeltförmiges Lokal, das wie eine Glasglocke über einträchtige Pärchen gestülpt ist. Wohlige, goldgelbe Wärme strahlt aus der Wirtschaft, in der sich seine Besucher selbstvergessen suhlen. Ich kann sie durch das Glas in all ihren Details wahrnehmen, ich erkenne ihre Mimik und ihre Launen, sehe, was sie mit ihren Händen tun und welche Speisen vor ihnen stehen. Die halbgegessenen Speisen, die halbvollen Gläser und die Gesichter mit ihren Gefühlsausdrücken sind wie Zeitmesser der Verwobenheit des Lebens. Meine Distanz macht es unwirklich, als gehörte ich nicht dazu. Es erfüllt mich mit einem erhabenen Gefühl der Freiheit, als hätte ich erstmals eine Wahl. Ich setze mich an den Fuß eines Baumes, lehne mein Gewicht an seine Unerschütterlichkeit und blicke über das flirrende Glitzern der Stadt.
    
    III
    
    „Mein Freund ist dagegen, dass du mich weiter besuchen kommst."
    
    Ihre langen Finger umschlingen die Tasse Tee. Sie lehnt mit der Hüfte an die Küchenzeile gelehnt. Ihr weißer Kaschmirpullover ist viel zu groß, ...
    ... sodass die Ärmel bis zu den Fingern reichen und der Bund bis zu ihren Oberschenkeln, die als dünne Stäbchen aus dem Wollknäuel des Oberkörpers herausragen. Ein Fuß stützt sich gegen den Knöchel des anderen. Sie sieht empfindsam aus, zerbrechlich.
    
    „Wieso das?", frage ich.
    
    Als sie „er ist eifersüchtig" sagt, blickt sie mir direkt in die Augen, aufmerksam aber unangestrengt.
    
    „Auf einen Sängerknaben?", entgegne ich.
    
    Sie prustet lachend in ihre Teetasse. Ihre Haare tanzen auf ihren Schultern. Die Fältchen um ihre Augen verleihen ihr eine kindliche Verspieltheit. Ich frage mich, wann ich etwas ähnlich Anmutiges gesehen habe?
    
    „Hast du Hunger? Ich mache uns Toasts."
    
    Sie holt Toastscheiben aus der Brotlade, Schinken und Käse aus dem Kühlschrank und bestückt den Toaster, während ich ihr von dem Spaziergang und dem Lokal erzähle und meinem Gefühl der Losgelöstheit.
    
    „Ich beneide dich darum", seufzt sie und drückt Ketchup auf die zwei Teller, die in Eintracht nebeneinander stehen. Sie fragt mich nicht, ob ich Ketchup wolle und die Vertrautheit macht mich glücklich.
    
    Ich lächle und erkläre ihr, dass sie diese Unabhängigkeit bereits besitze weil sie zu ihrem Charakter gehöre, während ich mir meine zurechtzimmern muss.
    
    „Vielleicht hast du recht", ist sie wenig überzeugt, „was weiß man schon. Irgendwie lebt jeder in seinem eigenen Universum."
    
    „Aber die Schnittpunkte sind zahlreich", erwidere ich.
    
    „Er sagt natürlich nicht, dass er eifersüchtig ist, sondern dass es zu ...
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