1. Live Your Life with Grace Teil 02


    Datum: 06.04.2020, Kategorien: BDSM Autor: bysurenda

    ... gleichzeitig schnippisch.
    
    Ohne auf mich zu warten führt sie das Glas an die Lippen und nimmt einen großen Schluck.
    
    „Du solltest dich nicht so kasteien."
    
    Jetzt blickt sie mir erstmals in die Augen. Wie vertraut sie mir schon sind.
    
    „Es geht mir so gut wie nie", strahle ich sie an, dass es ihr ein Grinsen entlockt.
    
    „Aber dem da geht es nicht gut", widerspricht sie und tippt mit ihren rot gemalten Zehen auf mein Glied in seinem Käfig. Mir verschlägt es den Atem über so viel Nonchalance und ich versuche krampfhaft meine Fassung zu bewahren:
    
    „Wieso nicht?" ist das einzige, das mir einfällt um diese Grenzüberschreitung zu überspielen.
    
    „Weil er kein Leben hat. Weil du ihm nicht einmal ab und zu ein wenig Spaß gönnst."
    
    Ich habe einen ebenso tiefen Schluck Wein genommen um halbwegs meine Fassung wiederzugewinnen:
    
    „Es geht nicht darum Spaß zu haben. Es geht um Höheres als das."
    
    Ich bin stolz auf meine gefasste Stimme, aber ein Stockwerk tiefer rebelliert ein aufgewecktes Raubtier hinter seinen Käfigstäben.
    
    „Wie du meinst", seufzt sie und scheint plötzlich in sich zusammengesunken.
    
    „Ich möchte dir ein Geschenk machen: Ich werde heute abend nicht prüfen, ob du ...
    ... abgesperrt hast."
    
    Sie leert den letzten Schluck Wein in sich hinein,
    
    „ich muß gehen",
    
    nimmt mich am Nacken und drückt mir einen Kuß auf die Wange. Dabei haucht sie mir ins Ohr:
    
    „Viel Spaß Euch beiden."
    
    Sie schlüpft nicht einmal in ihre Schuhe, läuft mit ihnen in der Hand barfuß ins Treppenhaus und zieht die Tür hinter sich zu.
    
    Zurück bleibt eine durchgerüttelte Stille, in der ich die Trümmer meines Gedankengebäudes zusammenklaube. Aber dem Tier in mir muß man es nicht zweimal sagen, es wütet seiner Befreiung entgegen, entledigt sich seiner Fesseln, nach endloser Knechtschaft lässt es sich nicht weiter bändigen.
    
    Wie ein Süchtiger, dem man die Spritze hingelegt hat, injiziere ich mir eine ungekannte Wohligkeit, sie flutet durch meine Adern, bis in mein Hirn und spannt sich zu einem liebreizenden Verlangen bis es sich in einer ungekannten Seeligkeit auflöst.
    
    In der Nacht voll bleiernem, entrücktem Schlaf träume ich von meinem Kampf gegen eine Heroin in einem roten, weltumspannenden Schleier. Sie macht aus der Luft Jagd auf mich und ich zittere vor Angst und Erwartung zugleich. Es gibt kein Entrinnen, aber ich werde auch nie gefangen. Alles bleibt in der Schwebe der Vorhersehung. 
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