1. Live Your Life with Grace Teil 02


    Datum: 06.04.2020, Kategorien: BDSM Autor: bysurenda

    ... gefährlich wäre, wenn ich mich mit einem Spinner abgebe."
    
    Ich zucke innerlich zusammen. Bin ich also doch ein Spinner ...
    
    „Hältst du mich auch für einen Spinner?"
    
    „Ja, schon ... aber für einen Geistreichen."
    
    Sie lacht und stellt dabei die Pallisade makelloser Zähne in den Rahmen ihrer geschwungenen Lippen.
    
    Wie sehr ein Gesicht einen Menschen ausmacht, sinniere ich vor mich hin. Kleider machen Leute, Gesichter machen Menschen. Man ordnet ihnen Eigenschaften zu, die man in ihren Gesichtern liest. Da gibt es brutale, intellektuelle, dominante, unscheinbare, unansehnliche und attraktive. Und mir geht nicht ein, warum man einem sympathischen keine Brutalität, einem unansehnlichen keinen Erfolg und einem dominanten keine Verletzlichkeit attestiert. Vermutlich aus Mangel an Phantasie. Unsere Umwelt wiederum spiegelt ihre Antizipation und so werden uns Türen geöffnet, Einladungen unterbreitet und Gelegenheiten geboten oder eben nicht. So wird alleiniglich unser Aussehen zum Weichensteller unseres Schicksals.
    
    Das denke ich als ich ihr Gesicht betrachte, das so übervoll von Sympathie ist. Das Verzwickte daran ist, dass sie unerreichbar ist und ich nicht ihr Typ bin, oder genauer gesagt, sie jedermanns Typ ist, aber ich nicht ihrer. Ihre überbordende Herzlichkeit ist ihre gängige Währung, die sich für mich ausnimmt wie ein kostbarer Schatz. Ich bin sehenden Auges verloren.
    
    „In Zukunft wirst nicht mehr du zu mir kommen, sondern ich zu dir", stellt sie lapidar ...
    ... fest.
    
    „Ja, machen wir das!" strahle ich sie an. Mein früher Untergang ist vielleicht auch meine baldige Rettung.
    
    IV
    
    Schweißgebadet rüttle ich an Käfigstäben. Ich habe keine Erinnerung daran,
    
    wie ich hier hineingeraten bin, ich muß wohl erst hier aufgewacht sein: In einem quadratischen Raubtierkäfig mit armdicken Gitterstäben. Der Zwinger hält mich im Zaum, während ich vor Wut und Verzweiflung schäume als Grace vor meinen Augen mit ihrem Freund intim wird. Die Lust nimmt zunehmend von ihnen Besitz als hörten sie mich nicht. Sie suhlt sich in seinen trainierten Armen, reibt sich an seinem Becken, während ich mich hier aufreibe, mir die Kehle aus dem Hals schreie, bis sich meine Stimme zu einem Sing Sang der Verzweiflung ausdünnt und mir in dicken Tränen über das Gesicht rinnt, als sie sich vor meinen Augen vereinen.
    
    V
    
    „Du solltest nicht so streng mit dir sein."
    
    Das sind ihre ersten Worte, als sie aus ihren weißen Converse schlüpft, an meinem Esstisch Platz nimmt, den kleinen silbernen Schlüssel aus dem Kleingeldfach ihrer Geldbörse angelt und mit Nachdruck auf den Tisch legt.
    
    Sie trägt ein wallendes, rotes Kleid, das kurz über den Knien aufhört. Sie schlägt die Beine übereinander und ihr Fuß wippt einige Male nach ehe er zur Ruhe kommt.
    
    „Meinst du?", entgegne ich ihr gut gelaunt. „Willst du einen Kaffee?"
    
    „Nein, lieber ein Glas Wein. Langen Tag gehabt."
    
    Ich stelle uns zwei Gläser hin und nehme schräg übers Eck von ihr Platz. Sie wirkt müde und ...