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Die zweite Chance
Datum: 25.04.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byswriter
... mich für einen sympathischen Menschen, den sie offenbar mag und dem sie ihre Unschuld schenken möchte." „Ich verstehe nicht, wo das Problem sein soll", gibt Gibron zu verstehen. „Erika hat immer wieder den Wunsch geäußert, ihrem Traumprinzen zu begegnen, der sie verführt, sie verzaubert und sie zur Frau macht ... So wie ich das sehe, läuft alles in die richtige Richtung und ihr beide bekommt, was ihr euch gewünscht habt." „Ja, aber das ist nicht richtig!" „Warum?" „Weil ... Meine Güte ... Weil ich ein Arschloch bin", gebe ich zu. „Schon vergessen, dass ich Sex mit 146 Frauen hatte?" „147!" „Was?" „Inzwischen sind es 147", klärt mich Gibron auf. „Ja ... Ach so. Ich hatte also mit 147 Frauen Sex und für kaum eine von ihnen habe ich auch nur einen Funken Sympathie, geschweige denn tiefere Gefühle entwickelt ... Mir war immer nur wichtig, dass ich meinen Spaß hatte." „War das so schlecht?" „Nein ... Ja ... Es war mir nie wichtig, was die Frauen dabei empfanden. Hauptsache ich bin zu meinem Recht gekommen. Aber jetzt ..." „Wie denkst du jetzt darüber?" Ich antworte nicht sofort. Ich denke nach, vergewissere mich, dass ich es genau so formulieren will und sage: „Erika hat etwas Besseres verdient." Ich warte, dass der Elf etwas erwidert, doch er schweigt. „Ich meine ... Erika hat so lange auf ihren Traummann gewartet und jetzt bekommt sie mich und das ist nicht richtig ... Ich bin der Falsche für sie, und auch wenn ich mich dadurch freikaufen ...
... kann, wäre es falsch." Ich warte sehnsüchtig auf eine Antwort. Endlich höre ich Gibron tief einatmen. Dann sagt er: „Es scheint, du hast deine Lektion gelernt." „Wie bitte?", frage ich irritiert. „Endlich hast du erkannt, worum es bei einer zwischenmenschlichen Beziehung geht", erklärt er mir. „Wie oft hast du die schnelle Erlösung gesucht, den geilen Sex. Deine Partnerinnen waren wie Wegwerfobjekte, waren nichts wert. Du standest stets im Mittelpunkt und hast dir geholt, was dir wichtig erschien. Ob die Frauen dabei auf der Strecke bleiben, war dir egal." „Es stimmt ja ... Aber ich habe es jahrelang anders gesehen." „Und jetzt?", hakt Gibron nach. Ich zucke mit den Achseln und realisiere, dass Gibron die Geste natürlich nicht sehen kann. „Ich habe sicherlich Vieles falsch gemacht und will es nicht ein weiteres Mal tun. Das hat Erika nicht verdient." Erneut lässt mich Gibron auf eine Antwort warten. „Einsicht ist der erste Weg zur Besserung ... Ich gratuliere dir ... Du hast dir eine zweite Chance redlich verdient." „Was?" „Du bist erlöst und darfst dein Leben leben." „Aber warum ...?", frage ich ratlos. „Weil du endlich erkannt hast, worauf es im Leben ankommt." „Dann war das alles nur ein Test?", frage ich irritiert nach. Der Elf antwortet nicht auf meine Frage. Stattdessen sagt er: „Ich wünsche dir ein schönes neues Leben ... Nutze die Erkenntnisse der letzten Tage und mache etwas aus dir ... Und wenn ich dir einen ganz persönlichen ...