1. Wer sich in Gefahr begibt . . .


    Datum: 01.06.2020, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv

    ... anziehend der Schlacks auf mich wirkt. Und mir fallen die Worte ein, die mir Svens Mutter zugeflüstert hat: 'Sie passen doch ein bißchen auf meinen Kleinen auf.' Ehe ich mir Gedanken darüber machen kann, das Roswitha, so heißt Svens Mutter mit Vornamen, jünger ist als ich, und das immerhin sieben Jahre, hält Sven den Wagen an.
    
    "Was ist denn das?", frage ich neugierig.
    
    "Mixgetränke. Wodka mit Limonade." Sven grinst. "Süß und lecker."
    
    "Hört sich gut an", lächle ich ihn an. "Das möchte ich auch mal probieren."
    
    "Aber das zahle ich selbst", sagt Sven.
    
    "Ausnahmsweise", antworte ich und mache Platz für ein älteres Ehepaar. 'Mutter und Sohn im Clinch', deute ich ihren Blick sofort.
    
    An der Tankstelle beeilt sich Sven vor mir aus dem Wagen zu sein.
    
    "Super Plus", sage ich übers Wagendach hinweg. Ich schaue ihm zu bis die Automatik abschaltet, dann gehe ich in zur Kasse und bezahle. Sven ist mir gefolgt und steht dicht hinter mir. Wenn ich mich jetzt ein wenig nach hinten beugen würde ... Sven kauft sich zwei Päckchen Tabak und Blättchen.
    
    "Du drehst selber?"
    
    "Bei den Preisen bleibt mir nichts anderes übrig", zuckt Sven mit den Schultern. "Aufhören wäre natürlich besser."
    
    "Aber wer schafft das schon." Ich denke an meine immer gut gefüllt Schublade. Ohne Zigaretten im Haus bin ich auch schon mitten in der Nacht zur Tankstelle gefahren. Manchmal ist so eine Sucht schon ganz schön lästig.
    
    Der Wagen steht in der Garage. Sven drängt sich vor, damit ich auf ...
    ... keinen Fall nach einem der schweren Kästen greifen kann. Ich lasse ihm gerne die Freude, beschränke mich auf die Tüten, die wir aus Platzmangel auf den Rücksitz verfrachtet haben.
    
    Die Kellertreppe ist schmal, der Vorratsraum ein schmaler Schlauch von knapp vier Meter Länge. Eine Seite mit Regalen zugestellt, an der anderen aufgetürmt Wasser- und Bierkästen. Am Kopfende ein stets gut gefülltes Weinregal. Während ich die Vorräte einräume, bringt Sven einen Kasten nach dem anderen herunter. Was für mich eine echte Plackerei wäre, geht ihm locker von der Hand. 'Schon praktisch, so ein Mann im Haus', denke ich und drehe mich um.
    
    Und auf einmal stehen wir dicht an dicht. Für einen Moment spüre ich wie seine Brust meine Brüste berührt. Erschrocken zuckt er zurück, verliert fast das Gleichgewicht. Ich bekomme ihn gerade noch an den Schultern zu fassen, bevor er in den Kistenstapel fällt.
    
    "Vorsicht, Sven."
    
    "Ist nix passiert", stammelt er und läuft mit hochrotem Kopf die Treppe hoch.
    
    Und ob etwas passiert ist! Mein Herz rast, meine Nippel haben sich aufgestellt und in meinem Schoß pulsiert mein Herzschlag.
    
    *
    
    Am Nachmittag sitze ich unter dem Sonnenschirm und lese. Hinter mir ein Geräusch. Susanne, die mir im Vorbeigehen die Schulter drückt. Ein schepperndes Kratzen, als sie sich einen Stuhl heranzieht.
    
    "Stell dir nur mal vor: Obwohl ich den ganzen Tag arbeiten muß, finde ich doch noch Zeit meiner Freundin 'Hallo' zu sagen."
    
    Generös übergehe ich die Anspielung. ...
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