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Wer sich in Gefahr begibt . . .
Datum: 01.06.2020, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv
... meiner Mutter sehr gefallen." Sven nickt. "Sie hat bis jetzt immer alles für mich gemacht." "Es ist deiner Mutter ziemlich schwer gefallen dich gehen zu lassen. Nicht wahr?" "Für sie bin ich immer noch ihr kleiner Junge." "So sind Mütter eben." Sven zuckt die Schultern, wirft einen kurzen Blick auf mein verdrecktes Top. "Ist wohl so." "Ich mach mal weiter. Und du kannst hier sitzen bleiben, so lange du magst. Das stört mich überhaupt nicht." "Kann ich Ihnen vielleicht helfen?" "Nein, nein", wehre ich lachend ab. Dann überlege ich es mir anders und sage: "Doch. Eine Sache kannst du für mich tun." "Ja?" "Laß endlich das blöde Siezen. Doreen! OK?" Wieder knie ich vor meinem Beet. Fühle seinen Blick auf meinem stramm behosten Hintern. Während ich das Unkraut in den Eimer werfe, stelle ich mir vor nackt zu sein. 'Nun komm mal wieder herunter', denke ich aufgekratzt, 'sonst gehen noch sämtliche Pferde mit dir durch.' * Seit zwei Wochen wohnt Sven nun schon unter meinem Dach. Am Montag hat für ihn der Ernst des Lebens angefangen. Wenn man Sven auch viel nachsagen könnte, an Ernsthaftigkeit jedenfalls mangelt es ihm nicht. Bis tief in die Nacht hinein hängt er über seinen Büchern. Macht sich Notizen, schreibt stundenlang an seinem Computer. Freizeit gönnt er sich so gut wie keine. Mit Susanne bespricht er seine Arbeiten. Ich kümmere mich um sein Wohlergehen so gut ich kann. Das Abendessen nehmen wir zusammen ein, mal bei mir, mal bei Susanne. ...
... Seine anfängliche Scheu uns gegenüber hat sich etwas gelegt. Er zeigt uns eine neue Seite: Die als guter Unterhalter. Wenn er von den Streichen erzählt, die er als Abiturient seinen Lehrern gespielt hat, lachen Susanne und ich aus vollem Hals. Oft richtet er uns liebe Grüße von seiner Mutter aus, mit der er jeden Tag telefoniert. * Es ist früher Morgen. Mit dem Arm voller Wäsche klopfe ich an seine Tür. Eigentlich wollte ich Sven den Umgang mit der Maschine ja zeigen, aber ich sehe ja wie wenig Zeit ihm bleibt. Und für mich macht es keinen großen Unterschied ob ich eine oder zwei Maschinen laufen lasse. Sven scheint schon gegangen zu sein, ohne daß ich es mitbekommen habe. Einen Moment zögere ich noch, aber dann drücke ich die Tür auf und gehe hinein. Ich lege die Wäsche auf dem Tisch ab und will wieder gehen. Aber dann packt mich doch die Neugier. Ich weiß, daß ich das nicht tun sollte. 'Aber es ist mein Haus und ich muß wissen, was für einen Mieter ich habe', beruhige ich mein schlechtes Gewissen. Das Bad weißt immerhin leichte Putzspuren auf. 'Woher soll er das auch können', denke ich und werfe einen Blick in die Küchenzeile. Auf einem Teller liegt ein halbaufgegessenes Sandwich. Daneben ein Becher mit einem Rest Kaffee. Das Wohn- und Arbeitszimmer ist aufgeräumt, ein Staubtuch liegt achtlos im Regal. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Bücher und Hefte. Natürlich ist sein Bett nicht gemacht. Kopfkissen und Federbett bilden einen einzigen großen Knäuel. Aus der ...