1. Göttliche Fügung


    Datum: 04.06.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Bibelfestigkeit könnte auch besser sein. Dafür engagiere ich mich viel stärker im sozialen Bereich und in der Jugendarbeit."
    
    "Deshalb hast du dich so für Werner eingesetzt."
    
    "Ist es fair, wie man mit ihm umgesprungen ist?", will sie wissen. "Es muss doch Gottes Wille sein, dass ich mich für die Armen und Schwachen einsetze."
    
    "Genau deshalb möchte ich eine Stiftung gründen."
    
    "Die du heute erwähnt hast?"
    
    "Genau die."
    
    "Tust du das nicht nur deshalb, weil du auf diese Weise einen Grund hast, dich immer wieder mit mir zu treffen?"
    
    "Das könnte sicher ein sehr angenehmer Nebeneffekt. Aber genau genommen, musst du mich nicht treffen. Ich wünsche mir, dass du ganz allein und ohne dich beeinflussen zu lassen, entscheidest, wofür das Geld verwendet wird", gestehe ich. "Mir schwebt schon lange ein solches Projekt vor. Nur hatte ich bisher nicht die richtige Person, der ich die Verwaltung für das Geld zugetraut hätte."
    
    "Da gibt es sicher geeignetere Personen als mich", wehrt sie ab.
    
    "Du hast den Kontakt zu den Menschen und du hast ein ausgesprochen gutes Gefühl für die Wahrheit und für Gerechtigkeit."
    
    "Du alter Schmeichler."
    
    "Ich bin nicht alt", scherze ich.
    
    "Du meinst es wirklich ernst", stellt sie fest.
    
    "Ich will das wirklich."
    
    Jenny schaut mich eine Zeitlang an, ohne ein Wort zu sagen. Es herrscht eine sonderbare Spannung zwischen uns, eine positive jedoch.
    
    "Gut, wir machen es", sagt sie auf einmal. "Aber nach meinen Regeln."
    
    "Die da ...
    ... wären?"
    
    "Wir treffen uns regelmäßig. Ich mache Vorschläge, welche Jugendlichen wir fördern und wir entscheiden dann gemeinsam."
    
    "Ich sagte, du kannst allein entscheiden. Ich vertraue dir voll und ganz."
    
    "Ich brauche doch auch einen Grund, um dich von Zeit zu Zeit wiederzusehen", meint sie und lächelt.
    
    "Brauchst du den?"
    
    "Was?"
    
    "Einen Grund?"
    
    "Du meinst, wir könnten uns auch so treffen."
    
    "Wann immer du willst."
    
    "Greg, ich bin Pastorin", gibt sie zu bedenken.
    
    "Genau! Du bist kein katholischer Priester und damit nicht ans Zölibat gebunden."
    
    Ihr Blick ist starr auf mich gerichtet. Sie hängt an meinen Lippen und scheint zu überlegen.
    
    "Lass uns nichts überstürzen", meint sie schließlich.
    
    "Ich lasse dir alle Zeit der Welt."
    
    Wir nehmen nahezu zeitgleich das Weinglas zur Hand. Ich halte es ihr zum Anstoßen hin, so als würden wir das Gesagte besiegeln.
    
    "Auf uns", sage ich.
    
    "Greg!", meint sie tadelnd. "Du wolltest mir Zeit geben."
    
    "Ja, das werde ich auch", sichere ich ihr zu. "Aber träumen werde ich doch noch dürfen."
    
    Ein glückliches Lächeln spielt um ihre Lippen. Ihr Blick ist weich und sie neigt leicht den Kopf zur Seite. Ich habe einen Moment lang den Eindruck, als würde sie mir jeden Augenblick entgegenkommen und mich küssen. Doch dem ist nicht so.
    
    "Träumen darf man", meint sie stattdessen.
    
    Sie stößt mit ihrem Glas gegen das meine und trinkt den letzten Schluck Wein aus. Ich tue es ihr gleich und wir setzen nahezu zeitgleich ...
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