1. Göttliche Fügung


    Datum: 04.06.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... die Gläser wieder ab.
    
    "Lass uns Schlafen gehen. Ich bin müde", meint Jenny.
    
    "Natürlich, es ist ja auch schon spät. Morgen ist Samstag, da können wir ausschlafen."
    
    "Ich nicht. Ich habe um 8 Uhr Bibelstunde."
    
    "Soll ich dich wecken?"
    
    "Mein Handy weckt mich."
    
    "Frühstücken wir zusammen?"
    
    "Willst du schon um halb sieben Uhr aufstehen?"
    
    "Für dich schon."
    
    Wir haben inzwischen die obere Etage erreicht und stehen vor der Tür zum Gästezimmer.
    
    "Gute Nacht", sage ich. "Wenn du etwas brauchst, ich schlafe dort drüben."
    
    Dabei zeige ich auf die Tür zu meinem Zimmer.
    
    "Das mache ich", antwortet sie. "Gute Nacht."
    
    Verstohlen stellt sie sich vor mir auf die Zehenspitzen und haucht mir zwei zarte Küsse auf die Wangen.
    
    "Danke!", meint sie.
    
    "Wofür?", frage ich überrascht.
    
    "Dass du mich ernst genommen hast und dich um mich sorgst."
    
    Ohne mir die Gelegenheit zu geben, auf das Gesagte zu antworten oder zu reagieren, verschwindet sie auch schon hinter der Tür. Ich bleibe noch eine Zeitlang nachdenklich stehen und starre auf die weiße Fläche, hinter der sie verschwunden ist.
    
    ---
    
    Ich laufe im Wohnzimmer auf und ab. Eine nie dagewesene Unruhe hat sich meiner bemächtigt. Jenny hat gemeint, sie würde gegen drei Uhr zu Hause sein und jetzt ist es schon zehn Minuten drüber. Natürlich ist mir klar, dass sie eine erwachsene Frau ist und mir keine Rechenschaft abgeben muss. Ich weiß auch, dass mein Verhalten unangebracht ist. Trotzdem kann ich es ...
    ... nicht mehr erwarten, dass sie endlich da ist.
    
    Wir haben heute Morgen gemeinsam gefrühstückt. Ich bin dafür extra aufgestanden, obwohl ich hätte ausschlafen können. Ich wollte jedoch keine Minute verlieren, die ich gemeinsam mit Jenny zusammen sein kann. Ich habe ihr noch den Schlüssel für das Haus und das Tor am Beginn der Einfahrt gegeben. Mit einem alten Fahrrad, das wir in der Garage gefunden haben, hat sie sich auf den Weg gemacht.
    
    Noch nie habe ich mich so verlassen gefühlt. Schon als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen ist, hat sich eine sonderbare Leere in mir breit gemacht. Ich fühle mich, als würde mir etwas fehlen. Eine für mich völlig unbekannte Unruhe ergreift von mir Besitz. Je länger Jenny weg ist, umso schlimmer wird es und ich fiebere ihrer Rückkehr entgegen. Ich zähle die Minuten und die Sekunden. Als sie um drei immer noch nicht zu Hause ist, wächst die Unruhe in mir ins Unermessliche.
    
    Ich will schon loslaufen, um sie zu suchen, da höre ich die Eingangstür zuschlagen. Ich eile in den Vorraum und bin erleichtert, als ich Jenny erblicke.
    
    "Warum kommst du erst jetzt?", frage ich.
    
    Jenny schaut mich amüsiert an. In aller Ruhe legt sie den Mantel ab und zieht ihre Schuhe aus.
    
    "Du bist ja schlimmer, als meine Mutter", meint sie. Ihr Grinsen zeigt mir, dass sie mir nicht böse ist.
    
    "Ich habe mir Sorgen gemacht."
    
    "Ich bin kein kleines Mädchen mehr", antwortet sie. "Ich wurde aufgehalten. Von Werners Mutter."
    
    "Was wollte sie?"
    
    "Sich ...
«12...202122...32»