1. Vom Schrott gerettet Teil 01


    Datum: 04.07.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byLingwe

    ... sich mir auf.
    
    „Wo bin ich?"
    
    „In meiner Garage."
    
    Das war nicht sehr (oder zu sehr?) präzise, aber es war nicht von unmittelbar hoher Dringlichkeit. „Was stimmt nicht mit mir?"
    
    „Das... puhh, tja, da stellst du eine Frage! Sagen wir mal, du bist sehr stark beschädigt."
    
    Das war... beunruhigend. „Wer bist du?"
    
    Ein Stuhl kratzte über den Boden und das Gesicht einer Frau tauchte in meinem Blickfeld auf. Dunkle Haut, braune Augen und lange schwarze Haare in einem Pferdeschwanz ließen mich schließen, dass sie Ureinwohner des nordamerikanischen Kontinents zu ihren Vorfahren zählte. Sie war vielleicht dreißig Jahre alt. Eine Schutzbrille war über ihre Stirn hochgeschoben und sie trug überhaupt kein Make-up, sodass unter ihren Augen einige Sommersprossen zu erkennen waren.
    
    „Ich bin Emily. Hi." Sie hob die Hand zu einem kleinen Winken und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. „Und du bist?"
    
    „Lisa." Ich blinzelte einige Male. „Was... ist mit mir passiert?"
    
    „Na ja, was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?"
    
    Ich war still und durchsuchte meine leeren Speicherbänke mit zunehmender Verzweiflung. „Ich... weiß nicht..."
    
    „Ja, das hatte ich mir schon gedacht." Ihre Hand legte sich an meine Wange. „Sie formatieren alles, nur für den Fall, dass du irgendwas Belastendes weißt. Was Falsches gesehen hast, der falschen Person gedient hast... ja."
    
    Ich fühlte mich seltsam leer. Ich fühlte mich taub, und das lag nicht nur daran, dass ich den Großteil meines Körpers ...
    ... nicht spüren konnte. „Wer... bin ich also?"
    
    „Soweit ich das sehen kann, bist du ein L154 der ersten Generation, ein weiblicher Sexbot. Du bist vor vielleicht... fünf oder zehn Jahren entsorgt worden, wenn ich mir die Abnutzung und deinen Zustand so ansehe. Du bist alles in allem in ziemlich guter Verfassung, aber... dir fehlen eine Reihe von Teilen. Wahrscheinlich eine Mischung aus Schäden, die über die Zeit passiert sind und Schrottsammlern wie mir. L154er sind recht kompatibel mit anderen
    
    L-Tech Modellen, ihr werdet also gerne als Ersatzteillager genommen."
    
    Oh. „Kann ich... mich ansehen?"
    
    Sie seufzte. „Wenn du willst. Du bist allerdings nicht gerade hübsch im Moment. Bist du sicher?"
    
    „Ja." Ich musste es wissen, auch wenn es mir Angst machte. Ich hörte, wie sie sich im Raum bewegte und dann tauchte ein großer Handspiegel vor meinem Gesicht auf.
    
    Sie hatte Recht. Schön anzusehen war ich nicht. Ein dutzend Kabel waren an der geöffneten Seite meines Kopfes befestigt und meine dunkle Haut war von der Sonne stark ausgeblichen und schon fast weiß und mit dutzenden Rissen übersäht, wo sie porös geworden war. Als sie den Spiegel nach unten richtete konnte ich erkennen, dass das das Geringste meiner Probleme war. Mein ganzes linkes Bein fehlte und das Rechte war am Knie zurückgebogen und der Gelenkmotor lag genauso frei wie der metallene Knochen, den man durch einen tiefen Riss im künstlichen Fleisch sehen konnte. Sie drehte den Spiegel zu meinen Seiten und zeigte mir, ...
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