Vom Leid des Erwachsenwerdens
Datum: 02.08.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bySashinka
... wir gingen zu Fuss in das nächste Geschäft, und in das nächste und das nächste und nächste, bis ich nochmals fündig wurde. Es war wieder ein Zweiteiler aus einem leichten Wollstoff in rosa. Die dreigeknöpfte, engtaillierte Jacke mit schwarzem Kragen, der ein tiefes, V-förmiges Dekollté umrahmte, hatte ebensolche Paspeln an den schräggestellten Taschen, am Rockbund und Saum. Der Farbkontrast zwischen dem zarten Rosa und dem tiefen Schwarz wirkte sehr erotisch. Hélène war begeistert:
"Ich hätte das Kostüm gar nicht gesehen! und mein schwarzer Hut, paßt bestimmt wunderbar. Du hast wirklich einen sehr guten Geschmack, Alexander!" Das ging mir 'runter wie Öl! Ich war eben ein Großer, ein ganz großer Kleiner. Aber ich sollte ja noch, bis fast 1.90, wachsen.
Leider ließ sie diesen Rock nicht so weit kürzen wie den anderen, aber kurz genug um außergewöhnlich kurz zu sein. Natürlich legte ich keinerlei Veto ein, denn ich akzeptierte ihre Entscheidung vollends.
"Lass' uns 'was essen gehen!" rief sie aus, als wir den Laden verließen. Sie war glücklich. Das sah man ihr an. Und ich war glücklich, daß sie glücklich war. Ich war verliebt, eben.
Während des Essens plapperte sie unaufhörlich und ich verlegte mich auf das Betrachten dieser absoluten Schönheit. Ich war ja so stolz. Stolz auf die Blicke anderer Männer, die sie völlig kalt ließen, ja nicht einmal wahrnahm. Ich verfluchte mein Alter. "Ach, wäre ich doch jetzt nur dreissig, oder so." seufzte ich in mein Inneres ...
... hinein.
"Wir müssen noch in die Parfümerie und Strümpfe! Strümpfe muß ich auch noch kaufen." augenzwinkerte sie mir zu. Ich lächelte genannt zurück. Sie zahlte und wir machten uns wieder auf den Weg.
Die Parfümerie lag am nächsten. Sie ließ mich endlos Düfte schnuppern, bis meine Nase den Dienst verweigerte und alles für mich nur noch gleich roch. Sie kaufte noch Lippenstift und Nagellack, deren Farbe ich auf signalrot festlegte, Puder und noch einige Dinge mehr. Ich trug das kleine Tütchen, als wir in das nächste Geschäft eintraten. Ich schaute mich um und: SCHOCK! Es war ein Miedergeschäft! Ich wurde zum Lippenstift. Will sagen: signalrot! Und als Hélène auch noch meine Meinung, bei der so enorm wichtigen Farbfrage ausgesuchter Strümpfe hören wollte, änderte sich meine Gesichtsfarbe auf: Signalknallrot! So groß war ich wohl eben doch noch nicht. Als ich Hélène die Verkäuferin nach "etwas ganz besonderem" auf dem Unterwäschesektor fragen hörte, dachte ich meine Rübe würde, aufgrund akutem Blutüberschusses, explodieren. Ich entfernte mich vom Tresen und sagte: "Ich gehe etwas an die frische Luft." Nebenan, nicht weit entfernt war ein Straßencafé. Ich setzte mich an einen leeren Tisch, die Kellnerin, ein Trümmerhaufen, kam und ich bestellte eine Bluna. Ich mochte Orangenlimonade sehr. Lieber als Cola. Es dauerte, für mich Stunden, bis Hélène endlich, zwei große Tüten tragend, 'rauskam. Sie schaute sich nervös um, da sie mich zuerst nicht entdecken konnte. Dann stand ich aber auf ...