1. Vom Leid des Erwachsenwerdens


    Datum: 02.08.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bySashinka

    ... und ihr Blick fiel sofort auf mich. Sie eilte zu mir herüber.
    
    "Ich dachte du wärst weggegangen!" sagte sie vorwurfsvoll.
    
    "Warum sollte ich?"
    
    "Weiß nicht. Vielleicht ist alles zu langweilig für dich." stellte sie fest mehr als sie fragte.
    
    "Es ist alles andere als langweilig, wenn ich mit dir zusammen bin!" gab ich ihr bestimmt, aber wieder leicht errötend, zurück.
    
    "Du bist so lieb!" hauchte sie, zu mir gebeugt und nahm zärtlich meine Hand, die auf dem Tisch lag. Das sah dann auch prompt der Trümmerhaufen, der von hinten angerollt kam, und machte keinen Hehl daraus. Sehr übertrieben und von obenherab sagte sie mit betonter, offensichtlicher Kinderschänderinnenmissachtungsstimme:
    
    "Sie wünschen, (Pause) gnädige Frau?" Hélène bemerkte das sofort.
    
    "Einen Kaffee." sagte sie brüsk, den Trümmerhaufen hart fokussierend und immer noch händchenhaltend.
    
    "Kännchen oder Tasse?"
    
    "Eine Tasse, (Pause) ich wollte ja nicht baden!" Ich fing spontan an laut zu lachen und Hélène blieb solange 'trocken' bis die Kellnerin gegangen war und fiel dann sogleich prustend mit mir ein. DAS WAR HÉLÈNE! Konnte man anders, als sie lieben?
    
    Wir verließen das Café nach zehn Minuten. Wir hatten genug vom Einkaufen und wollten so schnell wie möglich nach Hause. Auf die Frage, was in den beiden Tüten war, sagte sie geheimnisvoll lächelnd:
    
    "Das siehst du später!"
    
    Die Kleider waren fertig gekürzt, als wir sie abholten. Schnell waren wir wieder an ihrem Cabrio und in Richtung ...
    ... Steppenfriedhof unterwegs. Sie fuhr immer langsam und umsichtig. Gesamturteil: Sicher. Was zu der Zeit, für Frauen nicht üblich war, denn die Angst vor dem Autoverkehr war bei der Weiblichkeit sehr groß. Es hatten sowieso nur sehr wenige Frauen einen Führerschein und noch weniger hatten ein eigenes Auto. Manchmal wünsche ich, es wäre so geblieben! Nur Frauen reicher Leute hatten eigene Autos. Dies' waren dann vorzugsweise Cabriolets. Der 190SL, so wie Hélène einen hatte, war ein typisches Frauenauto dieser Zeit. Meine Mutter mußte natürlich einen 300SL haben, den mein Vater irgendwo beim Kartenspiel gewonnen hatte.
    
    "Eine Abkühlung im Pool wird uns jetzt bestimmt gut tun" hatte sie die exzellente Idee.
    
    "Das ist wahr. Ich freue mich schon sehr darauf!"
    
    "Da sind wir schon" und wir bogen auf das Grundstück ein.
    
    Ich schwirrte ins Badehaus, zog mich um und sprang, wie üblich, mit einem riesigen Satz ins kühle Naß.
    
    "Warum läßt du eigentlich deine Schwimmsachen nicht direkt bei uns? Da brauchst du sie nicht dauernd mit dir herumzuschleppen." sagte sie, als sie neben mir im Pool auftauchte.
    
    "Das mach' ich!"
    
    Wir lachten nochmals kräftig über den Trümmerhaufen als wir den Pool verließen. Sie machte uns Kaffee und wir aßen Plätzchen dazu. Dann sagte sie plötzlich:
    
    "Geh' du schonmal duschen, ja?" Wir nahmen die Tüten und brachten sie in das Ankleidezimmer. Während sie anfing die neuen Sachen zu verstauen, stand ich schon unter dem heißen Strahl. Die Erwartung der Dinge ...
«12...666768...173»