1. Verloren im Finsterwald


    Datum: 12.09.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bybumsfidel

    ... seit Ewigkeiten nicht gesehen."
    
    „Das letzte Mal warst du gerade schwanger", erwiderte Peter und nach ein wenig Small Talk erläuterte er ihr sein Anliegen.
    
    „Du weißt, das kann gefährlich werden", antwortete sie nachdenklich. „Mit dem Finsterwald ist nicht zu spaßen. Bist du denn sicher, dass sie da verloren gegangen sind?"
    
    „Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich bin alles abgefahren."
    
    „Dann sollten wir uns möglichst bald auf die Suche machen. Kommst du mit? In dem Fall könnte ich Hilfe brauchen."
    
    Peter hatte zwar gehofft, sich nicht beteiligen zu müssen, wollte aber auch nicht als Feigling dastehen. Wenn Rosa sich in den Finsterwald traute, dann er erst recht!
    
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    „Spieglein, Spieglein an der Wand", hörten sie eine knarzige Stimme, „wer ist die Schönste im ganzen Land?"
    
    „Verdammt, ich glaub, ich bin im falschen Märchen", flüsterte Hans.
    
    „Du jedenfalls nicht, Alte", antwortete ein tiefer Männerbass, „die Grete in deiner Sauna ist tausendmal schöner als du."
    
    „Du heilige Scheiße", flüsterte Grete undamenhaft. „Was jetzt?"
    
    Sie hatten die Tür der Sauna nicht auf bekommen und, noch schlimmer, es ertönten Schritte draußen. Irgendjemand war nach Hause gekommen und hatte sein Haus wieder in Besitz genommen. Und jetzt das! Jemand machte sich an der Tür zu schaffen. Das Gesicht einer uralten Frau erschien, runzelig, mit trüben Augen und einer dicken Warze auf der Hakennase. Kein Wunder, dass der Spiegel sie nicht für Miss Germany hielt. Hans wollte ...
    ... an ihr vorbei, doch mit erstaunlich kräftigen Armen fegte sie ihn zurück.
    
    „Eh", beschwerte er sich. „Häppken nett!"
    
    Unbewusst eignete er sich Chantals Slang an.
    
    „Halts Maul", antwortete die Hexe. „Wer seid ihr?"
    
    „Ich bin die Grete und das ist der Hans", antwortete Grete.
    
    „Dass du die Grete bist, hat mir dieser vorlaute Spiegel da schon verraten. Aber nicht, dass du ..."
    
    Sie brach ab und fing an zu lachen.
    
    „Hans?", blubberte sie. „Echt Hans, ja?"
    
    „Ja", murmelte Hans kleinlaut.
    
    „Hänsel und Gretel im Hexenhaus, ich werd' verrückt", freute sich die Alte. „Das ich das noch erleben durfte!"
    
    „Sie zu verbrennen können wir wohl vergessen", murmelte Grete. „Sie kennt das Märchen."
    
    „Das hab ich gehört", rief die Hexe. „Ich kann zwar nicht mehr gut sehen, aber noch verdammt gut hören."
    
    „Lass mich raus, ich muss mal pieseln", fiel Grete wieder ein, dass sie immer noch Druck auf der Blase hatte.
    
    „Vergiss es", brummte die Hexe unfreundlich. „Piss in den Ofen, wenn du es nicht aushältst. Die Sauna mach' ich euch eh nicht mehr an."
    
    Damit schlug sie die Tür wieder zu und Hans und Grete sahen sich ratlos an.
    
    „Hast du gesehen?", fragte er.
    
    „Was?", ärgerte sich Grete.
    
    „Der Staub war weg. Und die Spinnwebe auch. Die Bude war blitzblank."
    
    „Na und? Ich muss immer noch pieseln."
    
    Hans sah sich mit ihr zusammen um, aber außer dem Ofen gab es wirklich keine andere Möglichkeit, wollte sie nicht die Holzbänke oder den Fußboden wässern.
    
    „Dreh dich ...
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