1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 16.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byjannis

    ... mir. Warum mussten Leute, die in einem solchen Block wohnten, ihren Werbesendungsabfall aus dem Briefkasten gleichmäßig im Eingangsbereich verstreuen? Wollten sie jedem Besucher signalisieren, dass er erst nach Überwindung ihres Mülls Zugang zu ihrer Wohnung haben könnte?
    
    An vielen Tagen schob ich die Reste mit den Füßen in eine Ecke, doch heute stampfte ich leicht wütend auf Werbeseiten und Plastiktüten für die Kleidersammlung.
    
    Erst im Lift kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht auf ein Produkt aus Ilonas Händen getreten sein konnte. Das Wissen darum hätte mich sicher traurig gestimmt. Ich schob den Gedanken beiseite.
    
    Glücklicherweise machte der Aufzug keinen Zwischenstopp. Ich hätte es zu so später Stunde nicht ertragen, eine Zwangsgemeinschaft auf diesen zwei Quadratmetern eingehen zu müssen. Im siebten Stock entstieg ich dem ratternden alten Lift. Meine Nachbarin war schon zu Hause, das konnten wir gegenseitig immer feststellen am Lichtschein, der durch den Bodenspalt der Türe schimmerte.
    
    Leise, um sie nicht zu stören, drehte ich meinen Schlüssel und ebenso leise, versuchte ich von innen meine Wohnungstüre hinter mir wieder zu schließen. Für einen Moment blieb ich im Halbdunkel meiner Dachwohnung stehen. Nur leicht erhellt durch das Licht der Stadt, hatte ich mir wahrscheinlich die Illusion herbeigewünscht, in Susis Eingangshalle zu stehen.
    
    Der Druck auf den Lichtschalter beendete diese Vorstellung abrupt.
    
    Meine Schuhschachtel begrüßte mich wie immer ...
    ... mit der mir eigenen Ordnung, doch heute hatte ich erstmals das Gefühl, dass dieser Wohnraum für einen Menschen einfach zu eng ist. Ich schritt auf die Balkontüre zu, um sie zu öffnen. Als ich am Nachmittag zum Bahnhof ging, konnte ich die Türe wegen des Regens nicht offenlassen.
    
    Meine Wohnung belohnte solche "Verschlusszeiten" immer mit einem Geruch nach altem trockenem Dachgebälk vermischt mit Teer. Ich schob die Türe bis zum Anschlag zur Seite, dadurch bekamen meine vier Wände etwas Offenes. Ich konnte meine Mansarde nach draußen erweitern.
    
    Der Aschenbecher auf meinem kleinen Balkontisch quoll beinahe über mit den Resten des Vorabends und meine Zeitung war vollgesogen mit dem Regenwasser des Tages. Sie liegt lahm die Ecken ihrer Seiten über die Tischkante hängend und gab tropfenweise ihre Feuchtigkeit an den Asphaltboden meines Balkons ab. Ich wrang das nasse Journal über dem Dach aus und entschloss mich die aufgequollenen Überreste zusammen mit den Kippen im Mülleimer zu entsorgen.
    
    Aus dem Kühlschrank besorgte ich mir ein paar Scheiben Salami, Butter und die angebrochene Flasche Weißwein, die ich an Vorabend geöffnet hatte. Entnahm dann noch ein Kümmelbrötchen aus dem Brotkasten. Zusammen mit dem gereinigten Aschenbecher verfrachtet ich alles auf meinen Balkontisch. Da saß ich nun wieder, wie immer an warmen Abenden.
    
    Mein Blick wanderte über die Dächer der Nachbarhäuser, aber es gab nichts Neues. Ich liebte diese Aussicht, auch wenn der Horizont nicht gerade in ...
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