Eigentlich wollte ich nur Zigarette
Datum: 16.09.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byjannis
... der Ferne lag. Da meine Wohnung eine der höchsten in der Straße war, konnte ich den Überblick genießen, den sie bot. Ich stand immer etwas über den Dingen, konnte zu anderen hinab sehen.
Eigentlich ein Logenplatz, doch heute Abend war es anders.
Ich sah in das Häusermeer der Stadt. Mein Fokus schien aber kein fixes Ziel zu finden. Meine Augen suchten nicht nach einem Objekt, sondern bildeten einen leichten Schleier vor allem, was ich sah.
"Was ist los mit dir?", hörte ich mich selbst zu mir sagen. Ich fand keine Antwort, wollte sie wahrscheinlich auch gar nicht finden. Dieser Tag hat mich aus meinen festen Runden geworfen. Klar war nur, dass alles, was bis heute Morgen noch zu meiner Normalität gehörte, heute Abend mit einem großen Fragezeichen besetzt war. Diese Ungewissheit machte mir jedoch, nicht wie in früheren Zeiten panische Angst, sondern erweckte eine Zuversicht, ja einen Optimismus in mir, der alle Bedenken zu zerstreuen schien.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich an diesem Abend auf meinem Balkon saß und träumte. Ich kann mich nur deutlich daran erinnern, immer wieder die drei Frauengestalten vor meinen Augen gesehen zu haben. Susi mit ihrer Eleganz und Grazie, die nur eine reifere Frau haben kann. Ilona, mit ihrer schlichten, klar geschnitten Schönheit, und Charlotte mit ihrer jugendlich-mystischen Ausstrahlung, die mich komplett in ihren Bann zog. Irgendwann in dieser Nacht trugen mich meine Tagträume in mein Schlafzimmer.
Als ich um sieben durch ...
... die schrille Zeitansage und den Gong, der den Frühnachrichten vorausgeht, durch meinen Radiowecker, aus dem Schlaf gerissen wurde, sah ich Charlottes Bild vor meinen Augen verschwinden.
Ich stürzte aufgeschreckt aus dem Bett, gerade so, als ob ich, dem Traumbild den Fluchtweg abschneiden und es in meinen vier Wänden zurückhalten wollte.
Ich stand da, noch immer in der Hose des Vortages, und stoppe mein Vorhaben, da ich in diesem Moment begriff, dass ich geträumt hatte. Ich musste das Radio abschalten, konnte heute Morgen nicht die Nachrichten der Welt ertragen.
Die, die ich hätte hören wollen, kämen nicht über diesen Sender, das war mir schnell klar geworden und nach allen anderen stand mir heute nicht der Sinn.
Über meine Wohnküche, in der ich die Kaffeemaschine in Gang setzte, ging ich ins Bad. Eiskalt Duschen war mir ein Gräuel, aber heute Morgen musste es sein. Ich fühlte mich übernächtigt, aber fit, war müde im Körper aber hellwach im Kopf. Die Bilder des Vortages waren präsent, als ob sie erst drei Minuten alt wären.
Mit einiger Überwindung schob ich den Hahn der Dusche nach rechts und drückte ihn unsanft nach oben. Mir kam Ilonas Schalttechnik bei Einlegen des ersten Gangs in den Sinn. Wie eine aufgescheuchte Fliege sprang ich unter den ersten kalten Tropfen ans andere Ende der Duschwanne.
Im zweiten Anlauf versuchte ich, mich dann langsam unter den kalten Strahl des Duschkopfes zu schieben.
"Grrr.., drr ..., ah ...", dann war's geschafft.
Jetzt ...