Eigentlich wollte ich nur Zigarette
Datum: 16.09.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byjannis
... wollten, ich sein verliebt. Heftigst hatte ich mich immer gegen Behauptungen dieser Art gewehrt.
"Die muss erst noch gebacken werden!", war mein überzeugendstes Argument gewesen. Zugegeben, ich hatte über die Jahre einige Affären gehabt. Meist ging die Initiative jedoch nicht von mir aus. Ich buchte die Episoden unter erotischen Abenteuern in mein Tagebuch. Teils gingen solche Beziehungen einige Tage oder Wochen. Einmal sogar mehr als zwei Jahre und das auch noch mit Trauschein.
Ich hockte, wie ein indischer Fakir, auf dem Rasen und begann die ganze Tragik meiner Situation zu verstehen. Charlotte! Ich wollte sie wiedersehen, unbedingt, so schnell wie möglich, nicht erst am Donnerstag. War ich ein Idiot, hatte mir ihre Telefonnummer nicht aufgeschrieben, mich drauf verlassen, sie würde schon anrufen. Und jetzt das. Sie war die Einzige von den Dreien, von der ich am wenigsten wusste, nicht einmal, wie ich sie erreichen konnte. Hatte ich nicht heute Morgen noch von ihr geträumt?
Mein gut ausgebauter Schutzschild, der mich vor Gefühlen, die ich nicht zulassen wollte oder konnte, bewahrte, bröselte innerhalb weniger Sekunden weg. Die ägyptischen Pyramiden benötigen Jahrtausende, um ihren steinernen Aufbau abzutragen. Ich stand von einem Augenblick zum anderen, ohne all die mächtigen, in Jahren aufgetürmten Mauern da.
Mich traf fast der Schlag.
Hatte ich mich eben noch wohl gefühlt, war ausgeglichen und zufrieden, so erstarrte ich jetzt langsam in meiner ...
... Haltung.
"Was ist, wenn sie nicht dasselbe für dich empfindet?"
Diese Frage kam mir so laut über die Lippen, dass zwei Mädchen, die nur unweit von mir im Gras saßen sich umsahen und mir zulächelten.
'Mich mögen, lieben? Das war eher unwahrscheinlich!'
Ein Eigenbrötler, mit dem es niemand länger aushielt. Mir stieg ein Beklemmen vom Bauch her aufwärts in die Herzgegend. Durch tiefes Einatmen wollte ich mehr Sauerstoff aufnehmen, um mich dieser Enge zu entledigen. Es half nichts.
Die Ruhe bewahren, aber wie?
Als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, wechselte die Erstarrung in Bewegung. Der Drang irgendetwas zu tun, ließ mich hochschnellen, und setzte meine Beine in Bewegung. Mit jedem Schritt wurde mein Tempo noch etwas erhöht. Hätte mich jemand beobachtet, er wäre zum Schluss gekommen, ich trainiere für einen Leichtathletikrekord im Gehen.
"Hi, Johann, was ist los mit dir?", empfing mich Andrea, als ich geschäftig am Empfang vorbeiziehen wollte. Und ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort:
"Du bist ja leichenblass! Ist dir nicht gut?"
Das war's.
Sie hatte mich eben, ohne es zu wissen, draufgestoßen. Ich versuchte, so leidend wie möglich auszusehen, und wandte mich ihr zu.
"Mir ist hundeelend", ließ ich sie wissen. "Ich hab wohl was Verdorbenes gegessen." "Dann solltest du dich aber nicht hier rumquälen!"
"Was soll ich tun? Es ist ganz plötzlich aufgetreten?", fragte ich achselzuckend nach.
"Geh' nach Hause ins Bett!"
Genau das wollte ich ...