1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 16.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byjannis

    ... Geschehenlassen. Charlotte und die beiden Frauen haben von der ersten Minute an, nichts anderes signalisiert, als dass ich selbst, die Situation mitgestalten, aber nicht bestimmen soll. Das war die Mauer, gegen die ich jetzt anzurennen versuchte.
    
    Ich möchte Einfluss nehmen, mich nicht Fremdbestimmen lassen. Egal was mir durch den Kopf ging, ich stellte immer wieder fest, dass es mich kränkte, wenn Charlotte so einfach über mich verfügte. Den letzten Schluck aus der Tasse nehmend kam mir der Gedanke, meine eigene Unsicherheit, mein Mangel an Selbstvertrauen und meine geringe Selbstakzeptanz, könnten Ursache sein dafür, dass ich immer die Kontrolle über Lebenssituationen haben wollte.
    
    Eine Illusion, so schien es mir plötzlich.
    
    Auch der Soldat führt den Befehl nur aus, weil er Angst vor den Folgen einer Verweigerung hat. Nicht die Einsicht, das Vorgeschriebene sei richtig, lässt jemanden gehorchen. Ich hatte wohl viele Jahre lang gedacht die Klarheit, mit der ich meine Bedürfnisse einforderte, führe zur Einsicht des Anderen. In Wirklichkeit richteten sich andere wahrscheinlich nur nach mir, weil ich so stark aufgetreten bin. Und dies tat ich, um mir keine Schwäche eingestehen zu müssen.
    
    Ich ließ mich nach hinten aufs Bett fallen, starrte die weiße Decke an und war wie ausgelaugt. Der Gedanke, dass ich über viele Jahre hinweg Menschen, ohne es selbst zu bemerken, in meine Zwänge einzubinden versucht habe, schockierte mich. Wie könnte ich das ändern? Das farblose ...
    ... Weiss der Zimmerdecke gab mir darauf keine Antwort.
    
    Anstatt dessen suchten meine Augen in Staub- und Nikotinspuren der Raufasertapete nach Bildern. Immer wenn ich nicht weiter wusste, suchte ich solche Bilder, egal wo. Wolken, Wasser, Berge, Wiesen und auch einfache Tapeten, konnten mir Vorlagen ausbilden, in denen ich nach Mustern suchte, die mir einen Hinweis geben würden, wie ich die Frage, an der ich knabberte, lösen konnte.
    
    Ich sprang augenblicklich auf, rannte ins Wohnzimmer und durchsuchte mein Bücherbord. In einer alten hölzernen Zigarrenkiste fand ich, was ich suchte. Meine drei Münzen und das I Ging Buch. Nach einem Blick auf meine Uhr war klar, ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit. Ich warf die Münzen, wie ich das früher oft getan habe, bildete die Linien und erhielt ein Hexagramm. Nr. 49. Die Umwälzung. Wie treffend dieses Buch immer Auskunft gab? Das Urteil hieß:
    
    Die Umwälzung.
    
    Am eigenen Tag, da findest Du Glauben.
    
    Erhabenes Gelingen, fördernd durch Beharrlichkeit.
    
    Die Reue schwindet.
    
    Ich glaubte, den Sinn dieses Spruches für mich zu verstehen. Mein Tag war gekommen. Ich nahm mir vor, heute besonders wachsam mit mir umzugehen. Aufgeben, das kam schon gar nicht infrage. Meine Finger klappten das gelbe Taschenbuch zu. Gemeinsam mit den Münzen legte ich es zurück an seinen Platz. Ich hatte ein gutes Gefühl, zwar waren meine Ängste und Zweifel nicht von diesem Spruch beseitigt worden, aber er gab mir Hoffnung.
    
    Ich vollzog einen Rundgang durch ...
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