1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 16.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byjannis

    ... Wassertropfen in meinem Gesicht auf den ganzen Körper übertrug, dann war 'meine' Welt doch erschreckend klein. Ich beginne und ende genau an dem Organ: Haut.
    
    Die intensiven Berührungen des vergangenen Tages haben mich gelehrt wie wunderbar es sein kann die Berührung dieses Grenzorgans zuzulassen und gleichzeitig den Kontakt zu einem anderen Menschen darüber herzustellen.
    
    Ich wollte für heute in dieser Traumwelt bleiben, sie auskosten und solange als möglich erhalten.
    
    'Raus', dachte ich, 'raus in die Natur, egal wie sich das Wetter verhält, ich möchte die Weite der Welt heute für mich haben, mit mir alleine sein und den freien Tag genießen.'
    
    Kurz entschlossen streifte ich mir einen Regenschutz über und war schon wieder auf der Straße, schlug die Richtung zur anderen Straßenbahnlinie ein. Alles ergab sich, die Linie zwölf brachte mich weg von Zuhause und wie auf Geheiß einer inneren Stimme, stieg ich am See aus. Stundenlang spazierte ich dem Ufer entlang. Träumend, versunken, hätte ich niemanden erkannt, dem ich begegnet wäre. Aber die Witterung hatte dafür gesorgt, dass ich alleine sein konnte.
    
    Nur um die Mittagszeit standen an dem kleinen Imbissstand ein paar Arbeiter, die ebenfalls eine Bratwurst zum Essen verlangten. Der Sonnenschirm über dem runden Stehtisch, an dem ich meine Wurst mit viel Senf verspeiste, war einfach zu Regenschirm geworden. Er diente für beide Fälle vorzüglich. Das Gespräch der Arbeiter war laut und zwischendurch vulgär gewesen, deshalb ...
    ... aß ich schnell, trank meine Kola nur zur Hälfte und verschwand wieder im dunstigen Sprühregen.
    
    An einer dicht mit Schilf bewachsenen Stelle verließ ich den Weg. Ich suchte nach einem Platz an dem ich mich niederlassen und einfach 'Sein' wollte. Ein entwurzelter umgestürzter Baum bot mir an, mich zu setzen. Ich verneigte mich vor ihm und nahm dankend an. Ein Ast bot sich als Rückenlehne, die morsche Rinde als bequemes Sitzpolster.
    
    Der kleine Bach, der hinter dem liegenden Baum vorbei floss, trug heute sicher mehr Wasser als an anderen Tagen. Er rauschte und gurgelte, als ob es ihm eine Freude wäre, auf sich aufmerksam zu machen. Ich sah und hörte ihm mit gespannter Neugier zu.
    
    Als ich dann die Augen schloss, spürte ich das Wasser durch mich hindurchfließen. Ermutigend forderte ich den Bach auf, alles was an altem Gerümpel in meinem Inneren im Weg lag, mitzunehmen, wegzuschwemmen.
    
    "Ja, fließe durch mich hindurch, spül den alten Schrott weg, nimm dem Müll der Jahre und lass ihn abfließen", rief ich laut und begann, zu weinen. Mir rannen salzige Tränen über die Wangen, verdünnt mit Regenwasser bildeten sie kleine Bäche auf meinen Wangen, tropften herunter und der Baumstamm sog sie auf.
    
    War es Trauer oder Freude? Ich konnte es nicht sagen. Eine Welle ergriff mich, schüttelte mich durch und ich zitterte am ganzen Leib. Es war mir gleichgültig, wenn irgendjemand mich sehen würde, die Welt um mich herum war unwichtig geworden. Schluchzend verbrachte ich fast den ganzen ...
«12...495051...255»