1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 16.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byjannis

    ... Schlechtes zu vermuten?
    
    'Der Skeptiker in dir Johann', flüsterte mir eine Stimme zu.
    
    Ich stehe an einem Scheideweg. Entweder ich gehe zurück in gewohnte Bahnen, oder ich entscheide mich für das Unbekannte. Wenn ich doch nur wüsste, was richtig und was falsch ist. Diese Frage quälte mich und plötzlich verstand ich die Klienten, die ich als Astrologe beraten habe, die wissen wollen, was zu tun ist, die glauben, irgendein Mensch kann ihnen die Entscheidung abnehmen.
    
    Was riet ich in solchen Situationen denen, die sich an mich wandten? Es gab kein Zweifel. Käme ich in meiner jetzigen Verfassung zu mir selbst in eine Beratung, ich würde hören:
    
    "Wie sehr interessiert sie das Neue?"
    
    Darauf würde ich antworten:
    
    "Ich bin fasziniert, hingezogen und habe Angst!"
    
    Ich erhielte als nächste Frage:
    
    "Was wäre das Schlimmste, wenn sie zurückgehen?"
    
    Darauf wäre meine Antwort:
    
    "Dass ich eine Chance nicht wahrgenommen, meiner Angst ausgewichen bin, vielleicht ein Idiot bin."
    
    "Was tun sie also?", wäre meine harte Nachfrage an den ratsuchenden Johann. Und ich käme nicht umhin, zu sagen:
    
    "Ich will's wissen, möchte es ausprobieren, kennenlernen. Nur was ich wirklich erlebt habe, addiert sich zu den Erfahrungen, die mich ausmachen."
    
    Einen Augenblick lang war ich nicht nur Johann, sondern auch noch ein anderer gewesen. Der Ängstliche, verletzliche der sich angstvoll nach Enttäuschungen sehnt, bereits Erlebtes reproduzieren will.
    
    Dagegen stand der Johann, der ...
    ... großherzig mit der Welt war, zuversichtlich und optimistisch, von den Menschen zuerst einmal das Beste annimmt. So deutlich getrennt hatte ich meine beiden Kobolde noch nie erlebt, und ich begriff in derselben Sekunde, dass der Optimist siegen müsse. Ohne ihn hätte ich viele Situationen in meinen bisherigen Leben nicht meistern können.
    
    Nur wer sich täuscht, kann später enttäuscht werden. Aber was tun, um nicht einer Täuschung zu verfallen? Diese Frage schien noch offen, bevor ich einen Entschluss fassen könnte. Mir kam lange Zeit kein Gedanke dazu. Auf dem Geländer meines Balkons tummelten sich derweil zwei Spatzen. Ich war so still gesessen, dass sie mich nicht bemerkt hatten, mich als Inventar des Ortes akzeptierten.
    
    Versteinert blieb ich in meiner Position, um die beiden nicht zu stören. Sie begannen ihr Liebesspiel mit viel Gezwitscher.
    
    'Woher weiß Herr oder Frau Sperling, dass sie das Richtige tun?', schoss mir als Frage durch den Kopf.
    
    'Sie wissen es nicht. Sie tun es einfach', antwortete ich mir, im inneren Dialog.
    
    Das war's! Einfach tun, was ich in diesem Moment zu tun wünschte. Hätte ich nicht die Infos von Jorgos, gäbe es diese Gedanken nicht. Was ist außer den wenigen Sätzen, die er sprach, heute anders als vor meinem Besuch bei ihm?
    
    Nichts! Ich liebe Charlotte und bin breit, dafür alles auf den Kopf zu stellen. 'Kleinlauter, ängstlicher Idiot', hörte ich mich noch schnell zu mir selber sagen.
    
    Dann stand ich auf schrie:
    
    "Ja!", und hatte mich ...
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