Der Rote Engel
Datum: 07.06.2018,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: bysophiedrama
... Krankenwagen."
"Auch keinen Krankenwagen", ertönte es hinter dem Sofa.
"Aber du bist verletzt!"
"Nicht so schlimm, wie es aussieht."
"Du hast ja keine Ahnung,
wie
schlimm du aussiehst, Bro", spottete sie.
Er lachte laut auf, doch das Lachen erstickte in einem neuerlichen Hustenanfall. Ihr gefiel sein Lachen, es war kehlig und ungekünstelt.
Während er sich langsam wieder beruhigte, überlegte sie, was sie als Nächstes tun sollte. "Dann lass mich wenigstens notdürftig deine Wunden versorgen. Hab' keine Lust, dass dein Blut durch meine Decke tropft!"
Hinter dem Sofa hörte sie ihn wieder abwechselnd lachen und husten.
"Hast du 'ne Schüssel?" rief sie hinüber.
"Im Schrank links neben dem Backofen."
Zwischen unzähligen Konservendosen mit Bohnen und Mais fand sie eine Plastikschüssel und nahm sie heraus.
"Eis?", fragte sie.
"Im Gefrierfach!"
Sie wandte sich dem Kühlschrank zu. Unter einigen Postkarten und Fotos, die mit Magneten an der Türe befestigt waren, entdeckte sie einen Schichtplan mit Wochentagen und Uhrzeiten. Über der Tabelle thronte in geschwungener Schrift das Firmenemblem von Cortesi Hotels & Casinos.
Sie wollte gerade den Kühlschrank öffnen, als sie seine Stimme dröhnen hörte: "Sorry, ich hab' doch kein Eis! Hab's vergessen, aber das Gefrierfach ist im Arsch!"
"Du brauchst sowieso 'ne neue Ausstattung, Bro. Dann kannst du dir gleich einen neuen Kühlschrank besorgen", antwortete sie und wandte sich der Kücheninsel ...
... zu.
Sie stellte die Schlüssel in die Spüle und füllte sie bis zur Hälfte mit kaltem Wasser. Neben der Spüle fand sie ein zerknülltes Baumwollhandtuch, das zwar nicht mehr ganz sauber war, aber für die Zwecke reichen sollte. Zwischen einer Reihe schmutziger Teller, Töpfen und Pfannen, entdeckte sie außerdem eine Flasche Bufallo Trace, welcher der Verschluss fehlte. Sie nahm die Schüssel, das Handtuch und den Bourbon, ging zurück zum Sofa und stellte die Utensilien neben seinem Körper ab. Dann schloss sie die Haustüre.
Als sie zurückkam und sich neben ihn auf den Teppich setzte, bedachte er sie mit einem dankbaren Blick. "Du bist ein wahrer Engel, Valerie Wharton. Bist du Krankenschwester oder sowas?"
"Das nicht", entgegnete sie heiter. "Aber als Kind hab' ich ab und zu Grey's Anatomy gesehen."
"Okay ... dann kann ja nichts schiefgehen", antwortete er, während sie das Handtuch auf die Flaschenöffnung presste und die Flasche eine Sekunde umdrehte. Der würzige Geruch des Whiskeys stieg ihr in die Nase.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte sie und drückte den alkoholgetränkten Stoff auf die Platzwunde auf seiner Schläfe. Er kniff die Augen zusammen und nahm einen scharfen Luftzug durch den Mundwinkel.
"Diego Alejandro Velásquez."
Sie tunkte das Tuch erneut in Alkohol und behandelte eine tiefe Schramme unter dem Augenlid. Sie konnte sich vorstellen, wie schmerzhaft es sein musste, wenn sich der Alkohol in die frischen Wunden biss.
"Also dann, Diego Alejandro ...