Der Pornograf XI - 03
Datum: 21.11.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byrokoerber
... Lächeln im Gesicht. „Ich wollte hiermit lediglich einmal demonstrieren, was Kapitalismus für den Einzelnen bedeuten kann: Freude allgemein und schwelgen im Wohlstand. Gut, es gibt auch im Westen sehr viele arme Menschen -- aber über Politik zu reden, ist in diesem Haus verpönt. Und, ihr werdet lachen, das war eines der ersten Dinge, die ich begriff und dem ich zustimmen konnte. Denn jetzt -- endlich werden manche denken -- komme ich zu dem Grund, warum wir dafür stimmten, kein hochherrschaftliches Haus als Quartier für den östlichen Fotopark zu wählen, sondern fast
normale
Gebäude. Mit dem völlig übertriebenen Denkmalschutz für unbenutzbar gewordene Herrenhäuser und Schlösser wollten wir uns nicht herumschlagen. Es sollte ja der Fotopark gefördert werden und nicht das Land. Wir nahmen dafür drei alte Gebäude in die engere Wahl. Kein Mensch im Osten wird ein Fabrikgelände jedoch dem Denkmalschutz zu ordnen. Vor allem nicht, bei der Vielzahl von Arbeitslosen. Ob Leute es dem Kapitalismus zuordnen, liegt an uns. Vor allem müssen wir -- der Fotopark -- dort halt kapitalistisch Grundsätze zeigen. Das bedeutet für Leute aus dem Osten zuerst einmal, gediegene, wenn auch völlig übertrieben Eleganz. Da muss sozusagen, das Kapital aus jeder Ecke blinzeln. Da darf es keine billigen Tapeten an den Wänden, keine billigen Möbel in den Räumen geben, vor allem keine abgewetzten Lichtschalter oder Lampen mit defekten Birnen, um nur mal das augenfälligste zu nennen. Natürlich darf ...
... auch nicht die Ölfarbe von den Wänden blättern. Der Fotopark Ost muss seinen Wohlstand zeigen, aber vor allem, allen Besuchern klar vermitteln: Du kannst an diesem Wohlstand teilhaben. Mohammed, bitte!"
Mohammed trat an den Computer, drückte ein paar Tasten und auf der großen Leinwand, natürlich auch auf den Monitoren, erschien das Bild einer ersten Location. Es war heute wohl nicht so ganz mein Tag, denn diese Fabrik sah wirklich langweilig aus. Da ertönte auch schon wieder die Stimme von Nikita.
„Dieses Projekt war einmal eine Textilfabrik. Natürlich war es mit das Erste, das wir nachprüfen ließen, es gibt dort keinerlei Umweltschäden durch Altlasten. Sicher gibt dieser Bau und seine Nebenbauten, vom Äußeren nichts her. Es würde an uns liegen, da etwas daraus zu machen. Der Vorteil dieses Objekts liegt eindeutig in der Tatsache, dass bis auf die Verwaltung alles einstöckig ist. Es gibt noch reichlich Platz darum herum. Dazu kommt, die Verkehrsanbindung ist halbwegs gut, wenn die Gebäude auch außerhalb des Ortes liegen. Bitte bedenkt, das werden vor allem die hier anwesenden Fotografen wissen, der Fotopark braucht halt viele Locations, da sind wir nicht anders als Filmstudios -- und die sind ja meist auch einstöckig. Immerhin werden hier rund 30000 qm geeignete Fläche geboten, zu einem Preis der - ahm -- das gehört nicht hierher", brach Nikita ab und winkte Mohammed zu. Der hämmerte wieder auf der Tastatur rum, ein neues Bild erschien.
Schon wieder war ein Gebäude zu ...