1. Feenzauber Teil 02


    Datum: 22.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byNucleus

    ... Vorhang verbarg. Der Hauch eines Abendwindes konnte es nicht sein, nicht mehr um diese Zeit. Die Uhr seines Radioweckers klickte monoton die Stille hinein und erhöhte dramatisch seine Anspannung. Er traute sich nicht, seine Augen ganz zu öffnen, bis er im schwachen Dämmerlicht des Mondes den Vorhang zur Seite schwingen sah.
    
    - Was konnte das sein? - Plötzlich riss er seine Augen weit auf vor Erstaunen. Was sich da aus dem Vorhang wand, das war eine zierliche Frauengestalt mit langen blonden Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichten. Ihre grünen Augen blitzten neugierig über ihrer Stupsnase. Sie war aufregend angezogen, nein, nicht etwa, dass sie ein fast durchsichtiges Kleid trug, es war ein Minirock, der eher einem breiten Gürtel glich. Zwei wundervoll geformte Beine, in weißen Strümpfen, welche matt im schwachen Mondlicht schimmerten, ließen Martin lustvoll erschauern. Dazu trug sie eine Bluse, die über dem Bauchnabel zusammengeknotet war. Ein silbern glänzendes Nabelpiercing an ihrem flachen Bauch zauberte winzige Reflexlichter.
    
    Plötzlich hüpfte sie auf einem Bein zur Seite, während sie mit schmerzverzerrtem Gesicht ihr anderes Bein anhob und den Fuß umklammerte. Wäre die Situation nicht so ungewöhnlich gewesen, Martin hätte bestimmt laut losgelacht. "Oh verdammt", grinste er in sich hinein, sie hatte die alte PX25 gefunden.
    
    "Autsch, verflixt noch mal, das tut ja sauweh", jammerte sie und rieb sich die Fußsohle. Jetzt erst bemerkte Martin, dass sie gar keine Schuhe ...
    ... trug, weswegen er sie auch erst so spät gehört hatte. Sie musste auf die Batterie getreten sein, die ihm beim Wechseln gestern Abend aus der Kamera gekullert war. Ein teures Stück, man bekam sie nur ganz schwierig, denn sie musste im Ausland bestellt werden.
    
    Martin musste sein Lachen hinunterschlucken und brachte gerade noch ein "grüß' dich, wer bist du denn?" über seine Lippen. Nur ein Wort mehr und er hätte losgeprustet.
    
    "Na servus, ich bin die Billie, deine Traumfee und ruiniere mir gerade meine Füße in deiner unaufgeräumten Bude," fauchte sie ihn an. "Sag mal, musst du denn diese Tappfallen auf dem Boden liegen lassen? Soll ich mir erst den Hals brechen?
    
    Wenigstens einen Stuhl könntest du mir anbieten, damit ich meinen geschundenen Fuß etwas hochlegen könnte, oder weißt du nicht, was sich gegenüber einer feinen Dame gehört?" Martin war hin und her gerissen, so eine zuckersüße Fee, die so liederlich schimpfen konnte, war noch nie aus dem Vorhang gekommen. Mit einem kräftigen Schubs, den man einer Fee nicht zutrauen würde, beförderte sie den Schreibtischstuhl neben Martins Bett und ließ sich in das weiche Leder plumpsen. "So, jetzt hab' ich was gut bei dir und glotz mir gefälligst nicht so zwischen meine Beine. Ich weiß, die "stay hip" sind ein Blickfang, aber ich möchte nicht, dass du vielleicht einen Sehfehler bekommst", bemerkte sie mit einem lüsternen Gesichtsausdruck.
    
    Ihre innere Stimme bestätigte ihr Handeln:
    
    -Mjam, fein, hier bin ich richtig, er scheint ...
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