1. Rufus - eine lange Reise.


    Datum: 26.11.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byUnfein

    ... führte eine breite, hölzerne Brücke zu einem anderen, riesigem Baum, der eine torähnliche Öffnung in seinem Stamm hatte.
    
    Rufus wagte sich vorsichtig an den Rand der Plattform und riskierte einen Blick nach unten. Dies bereute er allerdings sofort, denn sein Magen begann zu revoltieren, als er die enorme Entfernung zum Boden sah.
    
    Er taumelte zurück, wo er gegen Magnus stieß.
    
    „Pass´ doch besser auf!"
    
    „Allmächtige Rahja. Habt Ihr mal nach unten geschaut, Meister?"
    
    „Ich bin doch nicht so blöd wie Du!"
    
    „Wenn man da runterfällt, bleibt nur noch ein riesiger Blutfleck von einem übrig!"
    
    „Dann fall´ halt nicht runter!"
    
    „Warum sind wir eigentlich nicht einfach hoch geflogen?"
    
    „Ganz einfach: Ihr Reich -- ihre Regeln, du Depp!"
    
    In diesem Moment erhob der Elfenwächter theatralisch seine Lanze und deutete damit auf die Brücke.
    
    „Folgt mir nun, in unsere heiligen Hallen!"
    
    Rufus stupste Magnus in die Seite und fragte leise: "Reden die hier eigentlich immer so gestelzt?"
    
    "Ja, das ist ihr Stil. Sie tragen gerne dick auf."
    
    "Aha."
    
    Der Novize betrachtete skeptisch den Übergang, den sie nun betreten sollten. Zumindest sah er recht stabil aus und war mindestens fünfmal so breit wie der Pfad um den Baum, stellte er erleichtert fest.
    
    Sie überschritten die Brücke und erreichten das große Tor.
    
    Dahinter befand sich eine riesige Halle aus ineinander verschlungenen Ästen, die nach oben hin eine Kuppel, wie in vielen Tempeln der Zwölfgötter, ...
    ... ausbildeten. Am Ende der Halle befand sich ein Thron, auf dem zwei schlanke Gestalten in weißen Gewändern saßen.
    
    Sonst war erstaunlicherweise niemand im Raum.
    
    Der Boden war eben und bestand komplett aus grünem Moos. Er wirkte wie ein riesiger Teppich.
    
    Rufus überkam das plötzliche Verlangen, ihn zu streicheln, aber er ließ das in Anbetracht der Situation besser bleiben.
    
    Andererseits ...
    
    Er tat, als ob er etwas verloren hätte, beugte sich nach unten und strich mit seiner rechten Hand darüber.
    
    „Es ist unglaublich weich, Meister!", flüsterte er Magnus zu. „Und warm!"
    
    Dieser verdrehte die Augen und seufzte.
    
    „Was zum Teufel machst Du da?! Komm´ sofort wieder hoch!"
    
    Er zog ihn an seinem Arm nach oben.
    
    „Hast Du überhaupt keine Ehrfurcht?! Benimm´ Dich jetzt gefälligst!"
    
    Der Torwächter hatte den ganzen Vorfall interessiert verfolgt, verzog aber keine Miene.
    
    Rufus war er reichlich suspekt. Vermutlich hatte dieser Elf in seinem ganzen Leben noch nie irgendeine nenneswerte Gefühlsregung preisgegeben.
    
    Er ließ die beiden dort stehen und ging ungerührt weiter, bis er vor dem Thron stand, machte eine tiefe Verbeugung und kündigte dem Königspaar ihr Kommen an.
    
    Erhobenen Hauptes und gemessenen Schrittes durchquerten Magnus und Rufus nun auch die restliche Hälfte des Thronsaals, bis sie vor den Elfenherrschern standen.
    
    Dort angekommen, kniete Magnus neben dem Torwächter nieder und senkte demütig sein Haupt. Rufus folgte seinem Beispiel.
    
    Dann sprach ...
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