1. Treibjagd (2)


    Datum: 30.11.2020, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... geheimnisvoll…“
    
    Mir wird schwarz vor Augen. Was hat er gesagt? Fell mit Fehler? Das kann doch nur…?
    
    ‚Marga, meine liebe Marga. Ich verzeihe dir, dass du dich nicht um mich gekümmert hast.
    
    Du hättest selbst Schutz gebraucht. Bist ihnen wohl direkt vor die Flinte gelaufen?
    
    Und die Kleinen? Ich bin doch ihre zweite Mutter, ich muss mich um sie kümmern!
    
    Dieser Gedanke rettet mich jetzt vor der totalen Verzweiflung, vor dem Zusammenbruch. Er reißt mich hoch und schärft meine Sinne auf das äußerste.
    
    ‚Warte Richter, und auch ihr anderen Schurken! Das ist euer Ende!’ Und das ist ein Schwur. Ein Schwur, der leicht einzulösen sein wird, wenn ich nur am Leben bleibe.
    
    Aber der Richter ahnt in seinem Suff und in seinem Jagdstolz überhaupt nichts.
    
    Als er mich sieht, reißt er die Augen lüstern auf, grinst mich augenzwinkernd an und wiegt mit anerkennender Miene den Kopf.
    
    „Alle Achtung, ihr Schlitzohren“, sagt er, „Ihr habt es aber hier faustdick hinter den Ohren Jungs! Solche Einfälle macht euch wirklich Keiner nach. Na dann bringt sie mal nach vorn und legt sie zunftgerecht auf die Strecke! Das muss ich doch unbedingt in meinem Golfclub erzählen. Die glauben mir das aber ja nicht“.
    
    Er scheint das Ganze für einen vorbereiteten Gag zu halten.
    
    Die beiden „Jungs“ stellen sich dumm, was ihnen nicht weiter schwer fällt und befolgen treu und brav die Anweisungen des Richters. Dieser torkelt ihnen wohl gelaunt hinterdrein.
    
    Sie tragen mich nackt an der Stange ...
    ... mitten auf den Platz, wo die Strecke verblasen werden soll.
    
    Erst wird es ganz still, dann geht ein Raunen durch die Menge. Man hört ein Auto mit quietschenden Reifen durchstarten.
    
    „Wer war denn das?“ höre ich eine Stimme fragen.
    
    „Das war der Herr Dr. Zuche, unser Präsident. Ich glaube, seine Frau ist plötzlich erkrankt.“
    
    ‚Auch du entkommst mir nicht, du Mistkerl!’ Denke ich noch, da werde ich auf den Rücken gelegt.
    
    Abgelegt zwischen tote Wildsauen und Keiler, auch ganz junge Tiere sind dabei.
    
    Unsere Kinder sehe ich Gott sei Dank nicht darunter. Marga liegt neben mir. Auf der langen gezackten Fellnarbe mit den rosa Härchen glänzt ein Rinnsal von Blut.
    
    Ich versuche, sie mit meiner Schulter zu streicheln.
    
    ‚Machs gut, Marga. Du warst mehr Mensch als alle diese Monster hier. Ich verspreche dir, dass ich mich um die Kleinen kümmere, wenn sie noch am Leben sind. Und ich verspreche dir, dass ich nie wieder solche Kerle „Schwein“ nennen werde, denn das würde dich und die Deinen beleidigen.’
    
    Der Richter tritt heran, zeigt auf Marga und protzt laut: „Ein guter Schuss, nicht wahr?
    
    Aber dieses nackte Wild hier lebt ja noch, wie ich verwundert sehe, auch wenn es eine hübsche rosa Wunde hat. Da wird wohl heute Abend noch jemand zu einem guten Schuss kommen, hä, hä, hä, hä. Na, wer wird das wohl sein?“
    
    Anscheinend wissen alle, wer es sein wird. Sie klatschen ihm Beifall.
    
    Ich habe aufgehört zu denken: „was wird aus mir?“
    
    Ich denke fieberhaft: ‚Was mache ich ...