1. Nymphe


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    ... nackt durch den Park zu tanzen - eine total verrückte Idee aber sie war allein und es war dunkel, niemand würde sie sehen. Ein Auto fuhr vorbei. Das Licht der Scheinwerfer streifte für einen kurzen Moment die Nymphe ihr gegenüber und sie glaubte ein aufmunterndes, einladendes Lächeln zu sehen.
    
    Es war nicht viel, was sie ausziehen musste. Sie streifte ihre Sandalen ab, zog ihr Kleid über den Kopf und stieg aus ihrem Slip. Die laue Nachtluft umschmeichelte ihren Körper. Sie spürte jeden Zentimeter Haut. Es krippelte und ihre Brustwarzen richteten sich auf. Eine innere Erregung erfasste sie. Splitternackt in einem nächtlichen Park in einer ihr fremden Stadt!!! Sie verstaute ihre Sachen unter der Bank und lief auf die Wiese. Das Gras war noch feucht vom Regen. Seit einer Ewigkeit war sie nicht mehr barfuss gelaufen. Ein herrliches Gefühl. Sie hüpfte herum wie ein Kind, tanzte um die Figuren herum, umarmte den kalten Marmor, stellte sich auf den verwaisten Sockel und präsentierte den beiden in Stein gehauenen Lüstlingen frivol Brüste und Hintern.
    
    Schlurfende Schritte im knirschenden Kies ließen sie in ihrer Bewegung erstarren. Ihre Augen versuchten angestrengt die Nacht zu durchdringen. Langsam lösten sich aus der Dunkelheit die Umrisse einer gebeugten Gestalt. Zu ihren Kleidern konnte sie nicht mehr. Regungslos verharrte sie auf dem Steinpodest, eine nackte Nymphe aus Fleisch und Blut. Die Gestalt war nun nur noch wenige Meter entfernt. Sie wagte jetzt nicht mehr zu ...
    ... atmen, ihr Herz schlug bis zum Hals, so laut, dass man es hundert Meter weit hören konnte. Es war dunkel und mehr als ihre Umrisse waren nicht zu erkennen. Mit etwas Glück würde man sie für eine der Steinfiguren halten.
    
    Der Schatten war nun an der Bank angekommen. Motorengeräusch war zu hören und wurde lauter. Zwei leuchtende Kegel durchbrachen die Dunkelheit und warfen für einen kurzen Moment einen Lichtschein auf sein Gesicht - das Gesicht eines alten Mannes. Es war nur ein Augenblick, aber in den Augen, in die sie gesehen hatte lag unendlich tiefe Einsamkeit. Der Mann ließ sich schwerfällig auf der Steinbank nieder.
    
    Die dichte Wolkendecke war aufgerissen und das kalte Licht des Mondes begann sich den Weg durch die ersten Risse im Nachthimmel zu bahnen. Erst nur zaghaft plätschernd wie ein kleines Rinnsal, dann aber immer kräftiger und eindringlicher, um dann letztendlich wie ein klarer, kalter Bergsee den nächtlichen Park in ein unwirklich blaues Licht zu tauchen.
    
    Schon viele Nächte hatte der Mann auf dieser Bank gesessen. Nach dem Tod seiner Frau hatte es in immer wieder hier her gezogen. Sie war so liebevoll und lebenslustig. Es war eine lange, leidenschaftliche Beziehung gewesen. Seit ihrem Tod hatte er keine Frau mehr berührt. Das warme Gefühl der Haut und die enge Verbundenheit wenn sie sich liebten fehlten im noch immer. Hier im Park konnte er seinen Gedanken nachgehen und seinen Fantasien freien lauf lassen. Die Nymphe erinnerte in an seine Frau. Wenn er allein ...