die Amazone
Datum: 15.06.2018,
Kategorien:
CMNF
Autor: magdi94
... Sie hob den Batzen des edlen Metalles wieder auf. Ihr goldbesetzter Säbel fiel in dem Haufen nicht auf.
Unschlüssig stand Mhag-Da in dem Tunnel und wartete auf weitere Befehle des Drachen. Es kamen keine. Kurzentschlossen setzte sie einen Fuß vor den anderen und ging tiefer in die Höhle. Sie ging langsam. Ihre Augen mussten sich erst an die zunehmende Dunkelheit gewöhnen. König Farminor hatte ihr erzählt, dass eine Fackel unüblich gewesen wäre, und sie wollte keinen Verdacht erregen.
Nach unzähligen Schritten glaubte Mhag-Da einen Lichtschein wahrzunehmen. Doch, es wurde immer heller. Hinter der nächsten Biegung musste eine Fackel, eine Laterne oder ein Feuer brennen. Nur noch wenige Schritte; sie verspürte eine, wie sie fand, unpassend euphorische Erregung. Dann schritt sie um die Ecke. Sie blinzelte. Die Wände der runden Höhle waren über und über mit Fackeln besetzt. Im Zentrum lag majestätisch, seinen Kopf auf die Vorderpfoten gebettet und den Rumpf mit den mächtigen Schwingen zugedeckt, ein roter Drache.
Mhag-Da wagte kaum zu atmen. Noch hatte er sie nicht bemerkt. Er rührte sich nicht. Er schien zu schlafen. Es war so still, dass sie das Schlagen ihres Herzens hörte. Die Luft war schwer und warm. Sie lauschte. Sie hörte das züngeln der Flammen der Fackeln. Sie hörte die bewegte Luft im Höhleneingang. Narrten sie ihre Sinne, oder hörte sie da nicht den törichten Versuch in Stiefeln zu schleichen? ...einen Menschen?!? Und überhaupt: Wie kamen die Fackeln hier ...
... rein, was nützten sie einem Drachen und wie sollte er sie entzünden, ohne das ganze Holz zu versengen? Und am Wichtigsten: Wo war das Gold? Drachen pflegen auf ihrem Gold zu schlafen! Hier ist kein Quäntchen davon zu sehen. Und wenn es still genug ist, dass sie das Brennen der Fackeln hört, warum war dann der schwere Atem der Echse nicht zu vernehmen? Warum rauchten seine Nüstern nicht? Warum hob und senkte sich der mächtige Brustkorb nicht im Geringsten?
In diesem Moment rührte sich ein Kiesel links hinter Mhag-Da. Ein Tritt in eben diese Richtung; eine Drehung; ein Haufen Gold flog einem überraschten Burschen ins Gesicht, was ihn zu Fall brachte. In seinen Händen hatte er eiserne Handfesseln gehalten, die jetzt zu Boden fielen. Die Amazone schritt langsam auf ihn zu und hielt ihm die Säbelspitze an die Kehle. „Was wird hier gespielt?“ Der Kerl machte eine schnelle Handbewegung und stieß die Klinge zur Seite, vollführte gewandt eine Rückwärtsrolle während er schrie: „Alrik!!!“
Ein weiterer Mann tauchte aus einer Nische auf, welche offensichtlich vorher auch den mit den Ketten beherbergt hatte. Dieser war mit einem Prügel bewaffnet und stürmte an seinem auf dem Boden liegenden Kumpan vorbei.
Mhag-Da stand einfach nur da und erwartete den Angreifer. Sie machte ein Hohlkreuz und drückte beide Arme nach hinten. Die Wirkung war unverkennbar – sie war sich ihrer Bewusst und hatte damit gerechnet. Die so offen zur Schau gestellten weiblichen Vorzüge der jungen Frau verwirrten ...