1. Weeslower Chroniken - Teil V - 2008 - Mila - Kapitel 1 Das Familienmädchen


    Datum: 16.06.2018, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... Minuten später an ihre Bürotür klopfte.
    
    Na, das wäre was für Michael, dachte Nadine spontan, als sie die junge Studentin hereinkommen sah. Blutjung, bildhübsch, gertenschlank, scheuer Blick.
    
    „Hallo, ich bin Nadine.“ Sie erhob sich von ihrem Drehstuhl am Schreibtisch, gab dem Mädchen die Hand und bat es, an ihrem kleinen Besprechungstisch Platz zu nehmen.
    
    „Wie alt bist Du?“
    
    „18. Fast 19.“ Sie sagte das so, als würde sie sich dessen schämen.
    
    Wusste ich es doch, sagte sich Nadine.
    
    Mit gesenktem Blick strich Mila das sehr – sehr! - kurze Röckchen glatt, dann legte sie ihre Hände auf die nackten schlanken Schenkel und schaute ein wenig ängstlich, ein wenig erwartungsvoll zu Nadine auf.
    
    „Und Du suchst einen Job und ein Zimmer?“
    
    „Ja. Zimmer. Soll nicht viel kosten.“
    
    Nadine schätzte anhand des Akzents, dass sie irgendwoher vom Balkan kam. Auch ihre dunkelbraunen Haare, dichten Brauen, tiefdunklen Augen und ihr dunkler Teint deuteten darauf hin.
    
    „Und der Job?“
    
    Mila richtete sich auf, setzte sich kerzengerade hin. „Ich kann viel.“ Das hautenge gelbe T-Shirt spannte sich über den Oberkörper, der Push–up-BH hob ihren schönen, nicht allzu großen Busen dem tiefgehenden Ausschnitt entgegen. „Beispiel Servieren, das habe ich schon oft genug in meiner Heimat. Büro. Alles.“
    
    Nadine hatte eine Eingebung. „Auch Kinder? Also Kinder betreuen?“
    
    „Ja, schon. Ich habe kleine Geschwister.“
    
    „Wo kommst Du her?“
    
    „Aus Albanien. Ich habe in Tirana die deutsche ...
    ... Schule besucht.“
    
    „Und seit wann bist Du hier in Deutschland?“
    
    „Seit März.“
    
    „Seit zwei Monaten erst? Und wo wohnst Du?“
    
    „Bei Onkel und Tante. Aber das geht nicht, die Wohnung ist zu klein.“
    
    „Vielleicht habe ich was für Dich.“
    
    Milas Augen strahlten. „Das wäre gut.“
    
    Nadine erhob sich. Mila war einige Zentimeter größer als sie selbst. „Ich bespreche das mal und melde mich bei Dir.“ Als sie einander gegen überstanden, deutete sie mit einem Blick an Mila herab und meinte schmunzelnd zum Abschied: „Und ich dachte schon,
    
    mein
    
    Rock sei kurz.“
    
    Am Abend besprach sich Nadine mit York. Er hatte selbst schon lange mit dem Gedanken gespielt, ihnen eine Hilfe zu holen, aber Nadine hatte immer den Eindruck gemacht, alles selbst schaffen zu wollen. Umso mehr war er über den unerwarteten Vorschlag erfreut. Und wenn es passte, könnte man ihr auch noch ein Zimmer anbieten. Das Stadthaus, vielmehr eine Villa, das York von seinen Eltern geerbt hatte, war viel zu groß für die vierköpfige Familie, selbst wenn Michael mit seiner Freundin mal zu Besuch war. Die Räume im Dachgeschoß und im Keller standen mehr oder weniger leer. Sie luden Mila für den kommenden Abend ein. Nicht zu spät, damit die Kinder sie noch erleben konnten. Und umgekehrt.
    
    Um 18 Uhr klingelte Mila, auf die Minute genau. Nadine öffnete, ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, vollständig bekleidet in einem engen Sommerkleid. Man wollte Mila ja nicht gleich verschrecken. Auch York, den Mila schon mal in ...
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