1. Sandra in Agia Fotini


    Datum: 07.02.2021, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Mark und Sandra hatten die stille Taverne ganz zufällig entdeckt, als sie auf der Rückfahrt vom abgelegenen Strand die holperige Straße mit dem Motorrad entlang fuhren und kurz vor einer Kurve, die hinauf in die Berge führte, noch einmal für ein Foto anhielten und abstiegen. Da erst sahen das weiße Haus, das im hintersten Winkel der Bucht an einer kleinen Mole und einem winzigen Hafen lag. Sie bemerkten das Tavernen-Schild, und da sie Hunger hatten und der Rückweg noch weit war, kehrten sie bei Kostas ein. Der setzte sich alsbald, da sie die einzigen Gäste waren und er nichts anderes zu tun hatte, zu dem schönen Pärchen und erzählte von sich und der Taverne.
    
    Zur Erinnerung (Auszug aus Anna):
    
    Er betrieb eine Taverne an einer einsamen Bucht an der kretischen Südküste, in Agia Fotini. An der fast zwei Kilometer langen Bucht befanden sich nur drei Häuser, zwei Ferienhäuser, die meist leer standen und deren griechische Besitzer nur wenige Wochen im Jahr da waren, und Kostas Taverne, ganz am westlichen Rand, wo die Bucht in Felsen und Steilküste überging, ein altes Kapitänshaus am alten, längst nicht mehr genutzten Hafen des Dorfes, das mehrere Kilometer oberhalb am Berg lag. Oben vermietete Kostas vier Zimmer, unten bestand das Gebäude aus einer langen, schilfgedeckten Terrasse unmittelbar am Wasser, das einen Meter unterhalb gegen das Fundament klatschte, geschützt von großen Felsblöcken zur einen und einer kleinen Anlegemole auf der anderen Seite. Das Erdgeschoß war ...
    ... komplett Küche und Vorraum und durch eine Bar zur Terrasse hin geöffnet.
    
    Hier arbeitete Kostas die ganze Saison über allein. Seine Frau, mit der er vor Jahren das Haus erworben hatte, entgegen den Warnungen all seiner Freunde und Nachbarn oben aus dem Dorf, hatte ihn vor vier Jahren verlassen. Seitdem besorgte er allein den Einkauf in der fernen Stadt, die Zubereitung und das Servieren der Mahlzeiten, das Reinigen der Zimmer, die Reparaturen am Haus, die Pflege des kleinen Gartens hinten, war ständig bereit für Gäste, die tagsüber zu einem kleinen Imbiss oder einer Erfrischung herbeikamen und versorgte Hund und Katze. Damit war er voll und ganz ausgelastet.
    
    Man hatte ihn und seine Frau eindringlich davor gewarnt, dass niemand dorthin käme und es mangels Gäste kein Geschäft wäre, hier eine Taverne zu errichten. Vom Dorf selbst waren es schon fünfzehn Minuten Serpentinenfahrt über eine holperige Piste, zum nächsten Einkaufsort musste man ganz über die Bergkette eine dreiviertel Stunde fahren, der nächste Touristenort lag fast eine Stunde Autofahrt entfernt! Wer sollte sich hierhin ins Nichts verirren?!
    
    Und dennoch gab es reichlich zu tun. Es gab zum einen mittlerweile Stammgäste, die sich ein-, zweimal im Jahr hier für ein paar Wochen einquartierten, um die unendliche Ruhe dieser noch so unberührten, stillen Ecke dieser schönen Insel zu genießen, aber auch Kostas gute Küche, vor allem seine Fischgerichte, die auch Touristen von weit her aus dem Urlaubsort am Abend anlockten. ...
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