Paralleluniversum
Datum: 28.02.2021,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byswriter
... unserem Leben gehört und dass es ganz normal ist, zu zeigen, was Spaß bereitet. Ich habe von Kindesbeinen an kennengelernt, wie sich meine Eltern und auch andere Menschen in meiner Nähe ihren Gefühlen gestellt haben. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, zu glauben, dass das nicht richtig wäre."
Ina schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich denke, in meiner Gesellschaft wäre das undenkbar gewesen."
„Von welcher Gesellschaft sprechen Sie, Ina?"
Darauf fand Ina keine Antwort. Ursula sah sie mitfühlend an und fragte: „Was glauben Sie, woher Sie stammen? Aus einer fremden Welt oder aus einer anderen Zeit?"
„Ich weiß es nicht", erklärte Ina mit leiser Stimme. „Ich komme mir vor wie in einem Paralleluniversum. Als wäre ich versehentlich in eine Welt geraten, die nicht meine ist, ihr aber doch so ähnlich ist. Bis eben auf das völlig andere Verhalten der eigenen Sexualität gegenüber."
Die Kommissarin sah Ina schweigend an. „Ina ... Ich glaube nicht an Übersinnliches ... Sie sind bestimmt nicht vom Himmel gefallen oder einer anderen Zeit entsprungen. Auch glaube ich nicht, dass Sie von Außerirdischen entführt wurden oder in eine andere Galaxie geraten sind. Ich glaube vielmehr, dass Sie ein erheblich traumatisches Erlebnis hinter sich gebracht haben, unter dem Sie immer noch leiden. Dadurch könnte ich mir auch Ihren Gedächtnisverlust erklären." „Und warum trage ich keine Markierung am Handgelenk, wie alle anderen?"
„Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten."
„Und wie ...
... geht es jetzt weiter?", wollte Ina wissen.
„Das liegt an Ihnen", stellte die Polizistin klar. „Soweit ich das beurteilen kann, stellen Sie keine Gefahr für Ihre Mitmenschen dar, sofern Sie sich ab sofort an Regeln halten und sich anpassen ... Es besteht kein Grund, Sie weiter festzuhalten. Natürlich müssen wir herausfinden, wer Sie sind und woher Sie kommen. Bis dahin werden Sie irgendwo anders untergebracht werden."
„Und wenn niemals herauskommt, woher ich stamme?", fragte Ina ängstlich.
„In dem Fall beginnen Sie ein neues Leben."
Ina wollte sich nicht vorstellen, für immer in dieser Welt festzusitzen. Zu sehr sperrte sie sich gegen die Vorstellung, für den Rest ihres Lebens nackt zu bleiben und ohne Schamgefühl durch den Tag zu schreiten. Zwar hatte sie sich mittlerweile ein wenig daran gewöhnt, unbekleidet zu sein, doch erträglich war das nur, weil sich alle anderen Menschen um sie herum ebenfalls nackt präsentierten. Die Kommissarin erklärte das Gespräch für beendet und verkündete Ina, dass sie nun offiziell aus der Haft entlassen sei. Da Ina nicht wusste, wie es weitergehen sollte und wohin sie sich wenden konnte, wurde ihr eine junge Polizistin zur Seite gestellt, die Ina aus dem Revier begleitete. Gemeinsam fuhren sie in einem Streifenwagen davon, während die junge Frau unentwegt neugierige Fragen stellte. Sie hieß Bianka und hatte mitbekommen, dass Ina eine geheimnisvolle Vergangenheit aufwies. Ina beantwortete ihre Fragen nur knapp und war vielmehr daran ...