1. Der Vertrag


    Datum: 12.03.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Rahab

    ... und trat ein.
    
    Rolf half mir aus der Jacke. Er führte mich in unser Wohnzimmer und bot mir den Sessel an. Höflich - aber nicht herzlich.
    
    "Was kann ich dir anbieten? Kaffee? Tee? Saft?"
    
    "Kaffee wäre schön."
    
    "Dauert einen Moment. Ich bin gleich wieder da"
    
    Er ging in der Küche. - Die Kinder waren wortlos verschwunden. Deutlicher konnte man nicht gesagt bekommen, wie unbeliebt man war. Die beiden würden mir mein Weggehen wohl nur schwerlich verzeihen. Das würde sich aber hoffentlich wieder einrenken, wenn ich mich mit Rolf arrangieren konnte. Er war der Knackpunkt - ihn hatte ich betrogen und wegen eines anderen verlassen. Zumindest war sein Verhalten nicht so abweisend, wie das der Kinder.
    
    Rolf hantierte in der Küche. Ich hatte also Gelegenheit, mich umzuschauen. Die vertrauten Möbel standen noch wie immer, aber der schöne, teure Teppich war weg. Stattdessen war der ganze Boden mit einer weichen Auslegeware bedeckt. Die Tapete war durch Rauhfaser ersetzt, die in einem hellen Grauton gestrichen war. Vorhänge und Gardinen fehlten völlig und durch die neuen Blumen auf der sonst freien Fensterbank konnte ich in den nachtdunklen Garten hinaussehen. Ein Buch und ein flacher Stapel Zeitungen lagen auf dem Couchtisch. Die leere Teetasse daneben war sicher von Jo und auf dem Esstisch drüben stand noch das Geschirr vom Abendessen - wenigstens hatten sie die Lebensmittel weggeräumt.
    
    Mein Mann kam zurück - Ex-Mann muss ich wohl genauer sagen.
    
    "Es dauert einen Moment. ...
    ... Was ist der Grund deines Besuches?"
    
    Damit setzte er sich gegenüber auf die Couch. "Nichts besonderes. Ich war zufällig hier in der Gegend. Wollte nur mal schauen wie es euch geht." - Irgend etwas unverfängliches in dieser Art wollte ich sagen - ganz bestimmt!
    
    "Ich möchte wieder zu euch zurückkommen." hörte ich mich stattdessen sagen! Erschrocken saß ich in meinem Sessel und starrte ihn mit brennendem Kopf an. Es war heraus!
    
    Rolf zog die Stirn kraus und sah mich eine ewig lange Zeit grübelnd an.
    
    "Bitte!" setzte ich dann noch hinzu. Mein Traum, mit Freuden wieder hier aufgenommen zu werden, war zerplatzt wie eine Seifenblase.
    
    "Wir haben hier einiges geändert, seit du weg bist. Ich glaube nicht, dass du hier noch reinpasst."
    
    Diese Antwort hatte ich nicht erwartet! Ich war völlig verwirrt, aber als Anwältin war ich auch darauf trainiert, meine Verwirrung zu überspielen.
    
    "Warum nicht? Was habt ihr denn geändert? Ich kann mich bestimmt darauf einstellen! Der Teppich ist doch ok und dass die Gardinen ..." ich verstummte, als ich Rolfs gehobene Hand wahrnahm.
    
    "Für dein Plädoyer ist es noch zu früh." meine er mit einem leichten Lächeln. "Bitte warte einen Moment."
    
    Er stand auf, ging zum Gang und rief nach den Kindern. Dann setzte er sich wieder hin.
    
    "Wir sollten das gemeinsam besprechen."
    
    Jo kam als erste und setzte sich auf einen kurzen Wink hin neben ihren Vater.
    
    "Was ist denn?" wollte sie wissen, aber ein leichtes Kopfschütteln von Rolf ließ sie ...
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