1. Der Vertrag


    Datum: 12.03.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Rahab

    ... verstummen. Irgendetwas irritierte mich, aber bevor ich einen Gedanken daran verschwenden konnte, kam Ulrich herein.
    
    "Holst du bitte den Kaffee für deine Mutter?" fragte Rolf ihn. Ulrich verschwand wieder in Richtung Küche, kam aber einen Moment später mit einem Kaffeebecher und der Thermoskanne zurück. Er schenkte mir den Becher voll und stellte die Kanne auf den Zeitungsstapel. Ohne einen Ton zu sagen setzte er sich auf die andere Seite von Rolf.
    
    "Eure Mutter, meine Ex-Frau - möchte wieder zu uns zurückkommen." begann Rolf. "Stopp!!"
    
    Damit erstickte er im Keim den ansetzenden Kommentar meiner Kinder. "Wir werden uns gemeinsam anhören, was sie zu sagen hat und DANN kann jeder von uns seine Meinung dazu äußern. Einverstanden?"
    
    Ulrich nickte und lehnte sich mit gekreuzten Armen und ausgestreckten Beinen zurück. - Nonverbale Kommunikation. Das war mehr als deutlich!
    
    Jo schien etwas zu ihrem Vater aufzurücken und blieb ebenfalls stumm. Was sollte ich jetzt sagen? Ich muss wohl darum betteln, wieder hier aufgenommen zu werden! Hatte ich überhaupt eine Chance?
    
    Ich weiß nicht mehr genau, was ich im einzelnen alles gesagt habe. Es lief jedenfalls darauf hinaus, dass ich sie alle sehr vermissen würde, dass ich zutiefst bedauerte, weggegangen zu sein und das doch alles so sein solle wie früher. Schließlich verstummte ich und sah meine Familie erwartungsvoll an.
    
    Die drei blieben einen Moment still. Dann sagte Rolf zu unserer Tochter gewandt "Jo?"
    
    "Wir kommen ...
    ... jetzt viel besser hier zurecht als früher und es ist viel angenehmer so." war ihr Kommentar. "Ok. Sie kann ja zu Besuch kommen - ab und zu. Da hat niemand etwas dagegen. Aber wieder hier einziehen? Das fände ich nicht gut."
    
    Es tat weh, meine Tochter so reden zu hören. Das ganze Verhalten meiner liebsten hatte mir diese Einstellung schon mehr als deutlich gezeigt. Trotzdem trieben mir jetzt ihre Worte die Tränen in die Augen.
    
    "Ulrich?" Mein Sohn war dran. Er änderte seine Haltung nicht und knurrte nur "Genau meine Meinung!"
    
    "Ulrich!" Der Ton seines Vaters war um eine winzige Nuance schärfer geworden. Erstaunlicherweise reichte es aber aus, dass sich der Junge jetzt aufsetzte.
    
    "Ist doch wahr! Wir sind glücklich hier. Keiner motzt mit dem anderen rum oder schikaniert ihn. Wir können unseren Haushalt sehr gut selber führen und brauchen keinen Aufpasser, der immer alles perfekt haben will."
    
    "Ich sage aber auch, wenn ihr zu viel rumliegen lasst." setzte Rolf dagegen.
    
    "Na klar." mischte sich Jo jetzt wieder ein. "Aber dann liegt wirklich ZU VIEL herum. Hier meckert jetzt niemand mehr wegen jeder Kleinigkeit - und außerdem macht der Ton die Musik - oder?!"
    
    "Genau meine Meinung!" Ulrich nahm wieder seine alte Position ein.
    
    "Wir haben einige Vereinbarungen getroffen, als sie weg war" fügte Josephine hinzu "und wir alle drei bemühen uns, sie einzuhalten. Damit leben wir doch hervorragend - oder etwa nicht?" Die Frage war direkt an ihren Vater gerichtet. Der nickte ...
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