1. Der Vertrag


    Datum: 12.03.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Rahab

    ... ging dieses Kind doch gar nichts an! Natürlich war ich damals oft abgekämpft und hatte keine Lust, aber das war dann bei meinem neuen Freund später auch so gewesen. Ich wollte schon einen geharnischten Satz zu dieser Unverschämtheit meines Ex-Mannes loslassen, hatte aber plötzlich doch den Eindruck, das besser nicht zu tun.
    
    "Aber wenn Rolf und ich da Probleme hatten, dann hat das doch euch Kinder nicht betroffen." behauptete ich stattdessen.
    
    "Natürlich hat es das! Du solltest doch wissen, dass ein sexuell gefrusteter Mann mürrisch und unfroh wird. Natürlich war er das dann auch uns gegenüber - oder er versuchte mehr schlecht als recht, das zu überspielen. Seit er regelmäßig bei Katrin bucht, ist er viel ausgeglichener. Mit der jetzigen Regelung besteht hoffentlich die Chance, dass es mit dir besser klappt als früher. Ich fürchte, Rolf ist so hoffnungslos monogam, dass er jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr zu Katrin gehen wird."
    
    "Na, das will ich ja wohl nicht hoffen!" entrüstete ich mich.
    
    "Warum? Wenn eine Frau nicht bügeln kann, sollte man doch auch die Wäsche weggeben und sich nicht gleich scheiden lassen - oder?"
    
    Ich starrte sie fassungslos an.
    
    "Oh - tschuldigung - das ist mir so raus gerutscht. - Ich bitte, den letzten Satz aus dem Protokoll zu streichen."
    
    Hatte das Kind denn überhaupt keinen sittlichen Anstand?! Ich brachte immer noch kein Wort heraus.
    
    "Mama, es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Entschuldige bitte."
    
    "So etwas ...
    ... hättest du nicht einmal denken dürfen! - Was ist nur ..." doch schon wurde ich wieder unterbrochen.
    
    "Moment! Ich werde immer denken, was ich will! Es gibt nichts und niemanden, der das Recht hat, mir da Einschränkungen zu machen! Aber es gibt Dinge, die man nicht SAGEN sollte - jedenfalls nicht zu bestimmten Personen. Und das habe ich eben falsch gemacht. Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen. - Gute Nacht."
    
    Sie stand auf und ging hinaus. Ich saß da - immer noch wie vor den Kopf gestoßen. Was war nur aus meinem lieben Mädchen geworden?! Wenn ich hiergeblieben wäre, dann hätte sie bestimmt mehr Anstand gelernt! Gleichzeitig bohrte sich aber der Gedanke fest, dass sie vielleicht doch nicht ganz Unrecht hatte. Eine Ehe konnte durchaus auch ohne Sex glücklich sein. Schließlich war Sex ja nicht alles! Rolf und ich hatten doch vorher schon lange kaum noch miteinander geschlafen und ich war trotzdem nicht unglücklich mit ihm. Wenn er damals fremdgegangen wäre - zu einer Nutte - dann hätte es für uns beide auch völlig in Ordnung sein können...
    
    "Mutti?" Josephine stand im Türrahmen. Hatte sie Tränen in den Augen? "Das war jetzt wieder nicht richtig, dich so anzufahren. Ich möchte doch mit dir zurechtkommen. Darf ich mich wieder zu dir setzen?"
    
    Ich nickte. Und ich schämte mich. Ich hatte sie als erste angefahren - jedenfalls hatte ich es versucht. Nur - mir war es nicht in den Sinn gekommen, mich dafür zu entschuldigen. Sie hatte das getan - schon bevor ich dann ...