1. Zauberhaft 02


    Datum: 16.03.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bybumsfidel

    © bumsfidel 2014-2017
    
    Einleitung
    
    Jetzt musste ich der wirren Geschichte meines Mannes ja Wohl oder Übel Glauben schenken. Der Geschmack in meinem Mund war zu eindeutig: Ich hatte Mann auf der Zunge!
    
    Fast tat er mir leid, dass ich ihn wochenlang auf dem Trockenen hab sitzen lassen. Aber wieso eigentlich? Wenn ich es mir recht überlege, war ich doch die Leidtragende. Er hatte schließlich seinen Spaß mit diesem vermaledeiten Zauberkasten, während mir nur meine Hand und mal eine Gurke blieb. Und der eine oder andere Freudenspender, von dem er nichts wusste. Männer müssen alles Essen, aber noch lange nicht alles wissen, sagte meine Mama schon.
    
    Na warte, Junge. Nicht umsonst hast du mir auch so ein Ding zu Weihnachten geschenkt. Wollen wir doch mal sehen, was der bei mir so hergibt. Als wenn ich nicht auch schon mal an einen fremden Kerl gedacht hätte. Feuchte Träume kenne ich auch.
    
    Ich packte mir den Zauberkasten, machte es aber nicht so kompliziert wie Ansgar. Warum sollte ich mich auf dem Speicher verstecken? Im Bett oder auf der Couch ist es doch viel bequemer.
    
    Aber etwas mulmig war mir doch bei meinem ersten Versuch. Wie mein Mann es erklärt hatte, legte ich mir ein Ass bereit. Ich fing mit dem Kreuz-Ass an, der höchsten Spielkarte. Dann suchte ich in meinen alten Fotoalben, noch vor der Zeit mit Ansgar.
    
    Ich stieß auf ein Bild von irgendeinem Bayernbengel im Allgäu. Meine Güte, wie lange war das denn her? Ich musste 19 oder 20 gewesen sein. Er stand ...
    ... vor einer Bäckerei und betrachtete die Auslage. Ich hatte die Aufnahme gemacht, weil es ein schönes Fachwerkhaus war und meine Mutter gerade zur Tür herauskam.
    
    Damals war er mir überhaupt nicht aufgefallen. Aber heute sah er irgendwie süß aus. Würde ich ihm als erwachsene Frau begegnen, die ich jetzt war oder als das junge Mädchen von damals? Keine Ahnung, vielleicht hätte ich meinem Mann doch besser zuhören sollen.
    
    'Probieren geht über studieren', dachte ich und platzierte das Foto auf dem Ass.
    
    Im Fernsehen lief gerade ein Bericht über Isny und Umgebung mit seinen Kirchen und Schlössern. 'Wie langweilig', dachte ich noch.
    
    Sepp
    
    'Was für ein Scheißurlaub', dachte ich. Seitdem wir hier sind, Kirche, Burg, Kirche, Burg! St. Mang, St. Lorenz, St. Hau mich tot! Dazu Zeil, Mindelburg und als Krönung des Kitsches Neuschwanstein.
    
    Konnte niemand auf meine juckende Möse Rücksicht nehmen? Ich wartete gerade auf meine Mutter, als mir dieser Bengel vor dem Laugenbrezelshop auffiel. Wie konnte man so einen trockenen Scheiß nur runterwürgen? Ich ging über die Straße und sprach ihn an.
    
    "Magst du das Zeug etwa?"
    
    Er schaute mich verdattert an. Dieser Blick. Süß!
    
    "Ah, a Preis", lachte er.
    
    "Was für ein Preis? Ich bin nicht käuflich!", fauchte ich ihn an.
    
    "Un a gscheits Deitsch kannst a nit."
    
    Diesmal war es an mir verdattert zu schauen. Was hatte der gesagt?
    
    "Sorry, do you speak English?"
    
    "Ah na", dann wechselte er ins Hochdeutsch.
    
    Oder was er dafür ...
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